Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti
Photo © Aldo Amoretti

Aquatic Centre „Aquamotion“

 Back to Projects list
Location
1297, route des Eaux Vives, 73120 Courchevel , France
Year
2015

Courchevel, ein mondäner Skiort in der „Haute Savoie“, ist Teil der „Trois Vallées“, einem der größten zusammenhängenden Skigebiete der Welt. Das Erlebnisbad befindet sich in einer Talsenke zwischen den Bergstationen Courchevel 1550 und Courchevel 1650, von wo aus sich spektakuläre Panoramen auf die umgebende Bergwelt eröffnen: im Süden die Hochgebirgskulisse, im Norden eine weiche Berglandschaft mit verstreuten Almhütten und dem dahinterliegenden Mont-Blanc-Massiv. Das Bad ist von fast allen umgebenden Berghängen und Bergstationen aus gut sichtbar.

Seiner prominenten Lage und Einsehbarkeit trägt das Projekt Rechnung. Der behutsame Umgang mit den örtlichen Gegebenheiten zeichnet sich durch die sorgfältige topographische Einbettung des Gebäudes aus. Das Bild der fünften Fassade, der Dachlandschaft und ihrer Einbindung in die Umgebung, spielt dabei eine entwurfsbestimmende Rolle. Durch die Ausformulierung eines „Landschaftsprojekts“ wird der Eingriff in die Natur so gering wie möglich gehalten.

Die Berglandschaft beeinflusst das organische Formenspiel der Gebäudehülle: Das Bauwerk entwickelt sich aus der Umgebung und identifiziert sich mit ihr. Es entsteht eine Dualität zwischen dem landschaftlich gestalteten Dachschirm und der darunterliegenden Wasserwelt. Die wie eine Landschaftsscholle geformte Skulptur des Dachschirms wird durch den charakteristischen Straßenverlauf der RD 91 sowie durch das Bett des Gebirgsbachs „Gravelles“ begrenzt.

Die Böschung des Steilhangs im Osten findet im begrünten Dach des Gebäudes eine natürliche Fortsetzung. Die Landschaftsscholle schmiegt sich an das geschwungene westliche Ufer des Bachbetts, schwingt sanft nach oben und öffnet sich zur Straße. Darunter bietet sie genügend Raum, um die zahlreichen Funktionen des Bades aufzunehmen. Senkrechte, zwischen Dach und Boden eingestellte und eingerückte Fassaden bilden den Raumabschluss zum Straßen- und Vorplatzraum im Norden und Westen.

Entlang des Gebirgsbachs definieren zwei große, organisch geformte Einschnitte im Dachschirm die gewünschten Außenbereiche mit ihren Liegezonen, die nach Süden ausgerichtet und somit optimal besonnt sind. Einschnitte, die durch linsenförmig aufgewölbte Kuppelelemente in der Dachfläche betont werden, versorgen das Gebäudeinnere mit natürlichem Licht. Die plastischen, holzgedeckten Kuppelelemente sowie die Dachränder der Landschaftsscholle kontrastieren in ihrer Materialität mit der begrünten Dachfläche.

Während die Lichtkuppeln im Sommer klar ablesbar sind, wird das Ensemble im Winter zu einer weichen Schneelandschaft aus Flächen, Hängen und Hügeln, deren beleuchtete Einschnitte eine bizarre Schneeskulptur in die nächtliche Winterlandschaft zaubern.

Der großzügig auskragende Dachschirm als östlicher Abschluss der Landschaftsscholle formuliert gemeinsam mit dem zentralen westlichen Vorplatz den Eingang zum Bad. Durch die konkave Glasfassade gelangt der Besucher in die dreigeschossige Eingangshalle. Sie ist Orientierungs- und Knotenpunkt und steht dank der transparenten Fassaden sowohl mit dem Außenbereich als auch mit den Schwimmbecken in Sichtbeziehung. Von hier aus erschließen sich der untere Empfangsbereich und die Umkleideräume des Bades sowie nördlich der Halle der über mehrere Ebenen organisierte Restaurantbereich. Von der oberen Etage des Restaurants blickt man sowohl auf die tiefer gelegene Badezone als auch auf das Bergpanorama im Norden.

Im Osten entwickelt sich die eigentliche Wasser- und Freizeitlandschaft des Bades: ein großer, offener Raum erstreckt sich über zwei Niveaus und ist lediglich durch transparente Fassaden unterteilt. Alle Aktivitäten und Attraktionen sind somit überschaubar, alle wichtigen Funktionen und Ausblicke visuell und räumlich vernetzt: Familienspaß im unteren Bereich, Wellness im oberen mit Blick über den Spaßbereich und auf das grandiose Bergpanorama des Mont-Blanc-Massivs.

Durch die Sichtbeziehungen zwischen Innenraum und Landschaft, durch die Ausrichtung der Fassaden und Dacheinschnitte zum Licht stehen die innere Badelandschaft und die Außenanlagen in enger wechselseitiger Beziehung. Die Dynamik der Außenform spiegelt sich im Inneren wieder und wird durch die landschaftliche Organisation der zwei Niveaus und deren Vermittlung über großzügige, bewegte Stufenanlagen, welche sich von innen nach außen kontinuierlich fortsetzen, zum gestaltprägenden Leitbild für den Badebereich.

Das neue Bad ist die selbstbewusste bauliche Antwort auf die außergewöhnlichen Gegebenheiten, die alpines Bauen von jeher beeinflussen. Der architektonische Ansatz steht dem naturhaften dialektisch gegenüber; die Tradition ursprünglich alpinen Bauens wird weitergeführt, während die Architektur, ermöglicht durch neue Materialien und Bauweisen, mit der Umgebung verschmilzt.

Bauherr
Ville de Saint-Bon-Courchevel, Frankreich

Architekten
Auer Weber, München
Moritz Auer (Partner), Prof. Stefan Niese (Assoziierter), Eric Frisch (Projektleiter), Till Kamp (stellv. Projektleiter), Marius Drahtler, Peter Greifenhagen, Martin Janik, Tina Kierzek, Anne Krins, Kangmin Lee, Yvonne Meschederu, Michael Schnaubelt, Bertram Wruck, Julian Stein (Praktikant)
Partnerarchitekt: Studio Arch, Chambery
Loïc Devineau, Marc Miginiac (Partner), Nicolas Benz

Fachplaner
Landschaftsplanung: Axe Saône, Lyon, Frankreich
Tragwerksplanung — Beton: Tractebel Engineering, Lyon, Frankreich
Tragwerksplanung — Metallstruktur: Bollinger + Grohmann Ingenieure, Paris, Frankreich
Technische Gebäudeausrüstung, Schwimmbadtechnik: Brière Réseaux, Annecy, Frankreich
Energieplanung: Inddigo, Toulouse, Frankreich
Bauleitung, Objektüberwachung: Arpège Ingénierie, Caluire, Frankreich
Leitsystem: Intégral Ruedi Baur, Pari, Frankreichs
Gebäudeakustik: Acson, Lyon, Frankreich
Szenographie: Les murs ont des plumes Architectes, Valenciennes, Frankreich
Lichtplanung: Ingenieure Bamberger, Pfünz, Deutschland
Bauleitung: JML International, Albertville, Frankreich

Daten
2012 Baubeginn; 2015 Fertigstellung

Flächen
17.000 m² BGF; 10.000 m² Nutzfläche

Programm
Neubau eines Erlebnisbades mit Innen- u. Außenbecken, Kinderbereich, Wildwasserfluss, Kletterwand, Restaurant u. Läden

Other Projects by Auer Weber

Bundesministerium der Verteidigung – 2. Dienstsitz, Berlin
Berlin, Niemcy
Kreissparkasse Böblingen
Böblingen, Niemcy
Erweiterung Hauptverwaltung ESO
Garching, Niemcy
Learning Center „Innovation“
Villeneuve d´Ascq, France
Sanierung und Erweiterung Inselhalle Lindau
Lindau, Niemcy