Villa Vauban
Zurück zur Projektliste- Standort
- 51 Boulevard Royal, 2449 Luxemburg, Luxembourg
- Jahr
- 2010
- Bauherrschaft
- Ville de Luxembourg
- Architekten
- Diane Heirend & Philippe Schmit architects, Luxemburg
Nach einer Bearbeitungszeit von sechs Jahren wurde am 01. Mai 2010 Luxemburgs neuestes Museumsprojekt, die Villa Vauban, wiedereröffnet. Die Villa mit ihrer neoklassizistischen Hauptfassade erfuhr eine Sanierung nach historischem Vorbild und wurde um einen modernen Anbau erweitert. Dabei ist dem Architekten Philippe Schmit eine gleichzeitig kontrastreiche und harmonische Verbindung von Alt und Neu geglückt. Die große Herausforderung für dieses Projekt bestand aus der Entwicklung eines integrierten Beleuchtungskonzeptes, welches auf die stilistischen und funktionalen Besonderheiten der einzelnen Gebäudebereiche eingeht und gleichzeitig eine verbindende Formensprache spricht.
Über die Kunstlichtplanung hinaus, haben die Lichtplaner ein komplexes Tageslichtsystem mit integriertem Sonnenschutz und Lichtminderungen bzw. Verdunklung geplant und ausgeführt. Die Ausstellungssäle im Obergeschoss des Neubaus werden von großflächigen Lichtdecken überspannt, die sowohl durch Tages- als auch durch separat zuschaltbares Kunstlicht hinterleuchtet werden. Eine die Lichtfläche umlaufende, zurückgesetzte Fuge nimmt Lüftungsschlitze und eine Stromschiene auf. Dem jeweiligen Ausstellungskonzept entsprechend können hier flexibel Strahler platziert werden. Das Lichtkonzept für die Ausstellungsräume wird formal und gestalterisch bis in das Untergeschoss fortgeführt. Die diffuse Grundbeleuchtung erfolgt hier jedoch aus reinen Kunstlichtdecken.
In anderer Ästhetik präsentieren sich die Räume in der historischen Villa. Sechs Ausstellungsräume mit unterschiedlichen Grundrissen zeigen das typische Interieur der Gründerzeit mit farbigen Wänden, Parkettböden und weißen Raumdecken. Für die beiden stuckbesetzten Bereiche im Erdgeschoss haben die Lichtplaner zwei großformatige Kronleuchterinterpretationen entworfen. Als ovale „Lichtbroschen“ sind sie, korrespondierend zur Stuckprofilierung, mittig unter der Decke abgependelt. Diese Leuchter füllen die Räume mit diffusem Licht und stellen in ihrer Lichtqualität einen Bezug zu den Lichtdecken im Neubau her. Lineare Lichtelemente beleuchten die verbleibenden vier Ausstellungssäle in der Villa. Ihre reduzierte Formensprache und rein indirekte Lichtabstrahlung halten den Raum frei von ablenkenden Details und rücken die präsentierte Kunst ins Zentrum der Wahrnehmung. Auch das Treppenhaus im Altbau hat seinen Villencharme bewahrt. Unter den teilweise mit Stuck besetzten Decken über den Treppenabsätzen und im Vorbereich des Aufzugs sind Anbau- und Pendelleuchten installiert.
Im Gegensatz zu den Ausstellungssälen, in denen die diffuse Beleuchtung bewusst nicht den Raum konturiert, arbeiten Richtstrahler in den übrigen Bereichen Materialien, Formen und Texturen explizit heraus: aufgerauter Sichtbeton, auf dem kleine helle Quarze aufscheinen, weißer Feinputz und Eichenholz bestimmen die Ästhetik im Neubau. Über die Reflexion des Lichts auf den hellen Holzböden werden die Raumdecken eingeblendet und die Gebäudestruktur wird auch von außen ablesbar. Die unterschiedlichen Fassadenlayer aus Lochmetall, Verglasungen und opaken Flächen bilden im Ergebnis ein vielschichtiges Raster.
Eine schräg gestellte Deckenscheibe über dem Foyer wirkt in der Dunkelheit wie ein leuchtendes Segel und markiert unübersehbar das Entrée. Im Inneren des Gebäudes flankieren Downlights den weiteren Wegverlauf für den Besucher und sorgen für einfache Orientierung. Sie setzen einen besonderen Lichtakzent auf den Empfangstresen und blenden als Wallwasher die Rückwand des Kassenbereichs ein. Der Architekt hat einen Abschnitt der alten Festungsmauer als prominenten Bauteil in seine Planungen integriert. Indem auf halber Mauerhöhe Licht aus einer gegenüberliegenden Wandfuge einen warmen Schimmer auf das unregelmäßige Gefüge der Steine gibt, entsteht Dank dieser breit strahlenden Lichtquelle ein plastisches Spiel aus Licht und Schatten auf den Überresten der Festung.