Camus-Dietsch Typenbungalow
Saarbrücken-Scheidterberg
- Architekten
- baubar | urbanlaboratorium
- Standort
- Saarbrücken-Scheidterberg
- Jahr
- 2023
- Bauherrschaft
- Privat
- Team
- Carsten Diez, Igor Torres, Florian Schamper
Im Ortsbild zahlreicher saarländischer Neubaugebiete der 1960er und 1970er Jahre gehören die Bungalows des französischen Fertigteilherstellers Camus-Dietsch bis heute zu einer geläufigen Erscheinung. Die solide Ausführung, die moderne Gestaltung und durchdachten Grundrisse der Camus-Massivhäuser, die unter diesem Namen von 1962 bis zur Insolvenz der Firma 1983 vermarktet wurden, konnten viele Käufer beiderseits der deutsch-französischen Grenze überzeugen. Auf der Suche nach einem solchen Bungalow fanden die neuen Eigentümer auf dem Scheidterberg bei Saarbrücken ein Fertighaus mit der Typenbezeichnung B 120 (Entwurf: Dietz-Grothe Architekten) noch im unverfälschten Zustand, von dessen Erscheinungsbild sie möglichst viel, innen wie außen, erhalten wollten (Modellfoto von 1964: Julius Schmidt).
Die Herausforderung bestand darin, das Haus aus dem Jahr 1965 mit 120 m2 Wohnfläche energetisch zu sanieren und zeitgemäß zu modernisieren, ohne den besonderen Charakter der Architektur, der sich durch die Ablesbarkeit der Konstruktion auszeichnet, zu beschädigen. Eine Außendämmung, die die feine Gliederung und Fugenteilung der Fassade zerstört hätte, kam daher nicht in Frage. Die Plattenbauweise sollte sichtbar, die Geschichte des Bauwerks erhalten bleiben. Um zeitgemäße und nachhaltige Wohnvorstellungen zu erreichen, wurden stattdessen bauliche Verbesserungen wie eine Flachdachdämmung, neue Fenster mit Dreifachverglasung und eine Innendämmung an kritischen Stellen mit optimierter Anlagentechnik aus Luftwärmepumpe, für Niedrigtemperatur ausgelegte Heizkörper sowie einer PV-Anlage auf dem Dach kombiniert.
Obwohl kein Baudenkmal, wurde die Sanierung im Sinne einer erhaltenswerten Bausubstanz durchgeführt. Die zeittypischen Schwingfenster, die verlorengegangen waren, konnten in neuster Bauweise wiederhergestellt werden. Markante Merkmale der Fassade, wie die Fensterleibungen aus feuerverzinktem Stahl mit integrierten, gestalterisch hervorgehoben Rolladenblenden aus Faserzement wurden herausgearbeitet. Um die horizontale Gliederung des Baukörpers durch das prägende Attikaband nicht zu beeinträchtigen, wurde die, durch die neue Dachdämmung unvermeidliche Attikaerhöhung zweistufig ausgeführt. Zusätzlich wurde eine extensive Begrünung angelegt. Qualitätsvolle Innenraumdetails, wie die bauzeitlichen Türen und Wandverkleidungen aus Teakholz wurden aufgefrischt. Bad- und Kücheneinrichtungen, die aus technischen und nutzungsspezifischen Gründen komplett erneuert werden mussten, fügen sich selbstverständlich in das ursprüngliche innenarchitektonische Konzept ein.
Mit dem Umbau in Respekt vor der vorgefundenen architektonischen Qualität, gepaart mit einem intelligenten Energiekonzept, erhielt der Typenbungalow von Camus-Dietsch eine zukunftssichere zweite Chance, beispielgebend für das baukulturelle Potential ähnlicher Häuser aus der Boomzeit des Wohnungsbaus der 1960/1970er Jahre.
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