Haus der Musik
Innsbruck, Österreich
- Architekten
- Pichler & Traupmann Architekten
- Standort
- 6020 Innsbruck, Österreich
- Jahr
- 2014
- Bauherrschaft
- IIG – Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
UM-SPIELEN
Das neue Haus der Musik in Innsbruck wird einen der wichtigsten Brennpunkte des historischen Innsbruck neu zonieren und als pulsierenden, lebendigen Raum der Kultur artikulieren.
Ausgangspunkt der Überlegungen zur klareren Artikulation dieses Kulturbezirks war die historische städtebauliche Situation um 1800. Damals war die Hofburg mit den an der Stelle des Hauses der Musik stehenden Redoutensälen über den sogenannten „Hofgangbau“ verbunden. Die verblüffende Wirkung war die klar nachvollziehbare Definition der heutigen Universitätsstraße als Straße und des heutigen Rennwegs, damals richtigerweise noch Renn-Platz genannt, als Platz. Diese lesbare Struktur ist ab 1844 verloren gegangen, kann aber heute eine städtebauliche Maßnahme zur neuerlichen Schärfung der Erfahrbarkeit dieser beiden Stadträume legitimieren.
Die Hofkirche wird in ihrer städtebaulichen Bedeutung als südlicher Abschluss des Rennplatzes hervorgehoben. Ihre östliche Gebäudekante lässt sich bis zur Kante des Hofgartens fortführen und markiert eine deutliche Linie, die ein leeres Feld, den Rennplatz, eindeutig der Hofburg zuordnet.
Östlich dieser Linie trifft man auf ein „besiedeltes“ Areal, dessen bisherige „Akteure“ die einzelnen Teilbereiche in fast spielerischer Anmutung nacheinander auffädeln und in Beziehung bringen. Dies wird durch neue Komponenten einerseits noch verstärkt, andererseits aber auch verfeinert. Hier sind die einzelnen Institutionen des Kulturbezirks samt den zugehörigen Platzräumen angeordnet:
Das Volkskunstmuseum macht den Beginn und erhält erstmals einen adäquaten Vorplatz, der sich konisch Richtung Hofburg weitet. Das neue Haus der Musik fasst diesen Platz durch seinen Restaurantflügel, in seiner Position inspiriert durch den ehemaligen „Hofgangbau“, jedoch begrenzt durch die von der Hofkirche vorgegebene Linienführung.
Das neue Haus schafft sich selbst einen neuen, räumlich umfassten Vorplatz, in dessen Zentrum der Leopoldbrunnen steht.
Die klassizistische Fassade des Landestheaters definiert sehr schön den zugehörigen Vorplatz, der nun als weiterer in der Reihe zu liegen kommt.
Der neue Kubus am Landestheatervorplatz steht exakt an der von der Hofkirche definierten Linie und trägt mit seiner Funktion zum lebendigen Viertel bei.
Schließlich bildet der Hofgarten den nördlichen Abschluss.
Die drei Bäume fügen sich als Naturdenkmäler in die neue Platzabfolge ein, als ob sie für diese so gepflanzt worden wären. Die Schwarzkiefer markiert den neuen Vorplatz des Volkskunstmuseums, während Säuleneiche und Blutbuche jeweils im Brennpunkt einer gedachten Ellipse, die mit dem Leopoldbrunnen im Zentrum den Vorplatz des Hauses der Musik formuliert, stehen.
BE-SPIELEN
Das neue Haus der Musik in Innsbruck wird eine völlig neue städtische Benutzerebene – für Touristen und Bewohner gleichermaßen – einführen, indem eine schräg ansteigende Platzebene bisher nicht dagewesene Aufenthalts- und Freibereiche schaffen wird.
Die Platzebene entwickelt sich auf dem Dach des Foyers und ist über die beiden den Vorplatz einfassenden Gebäudearme begehbar. Dadurch entsteht gewissermaßen die Tribüne eines Freiluftauditoriums, mit dem Panorama von Hofburg bis Nordkette als Kulisse, die zugleich vorbei an spektakulären Einblicken in die Foyerbereiche bis hinauf zum Eingang in die öffentliche Bibliothek führt.
DURCH-SPIELEN
Das neue Haus der Musik in Innsbruck kann den Passantenstrom von der Universitätsstraße zum Rennweg als offenes Haus in das Gebäude hinein und durch das Gebäude hindurch geleiten.
Die Foyerzone ist so vor dem Haus situiert, dass sie einerseits eine Abkürzung zwischen den Punkten Landestheater und Ende der Angerzellgasse bilden und andererseits eine attraktive Beziehung zum Außenraum Richtung Hofburg aufnehmen kann.
Die Konzert- und Theaterbesucher gelangen über geschwungene, räumlich komplex geführte Treppen zu den Sälen, und zwar hinunter zu den Kammerspielen und der Black Box, sowie hinauf zum großen und kleinen Probesaal. Diese vier Säle sind mit ihren unterschiedlich vorgegebenen Raumzuschnitten, Raumhöhen und Funktionsbeziehungen so in ein räumliches Konstrukt verwoben, gewissermaßen ineinander geschachtelt, dass ein räumlich und funktional hoch kompakter Nukleus der Musik und des Schauspiels entsteht, der in seinem Inneren jegliche Freiheiten zur Ausbildung der Akustik und an seinem Äußeren jene Freiheiten bietet, eine räumlich erlebnisreiche Erschließungszone um ihn herum zu entwickeln.
Die diversen Räumlichkeiten des Orchesters, des Mozarteums, der Universität und weiterer Institutionen werden in den oberen Etagen ebenso – gewissermaßen optimiert - um den Nukleus herum angelagert, wobei der Probe- und Veranstaltungssaal sinnfälliger Weise exakt auf dem Nukleus der vier öffentlichen Säle situiert ist. Erreichbar sind all diese Funktionen – abgesehen von den verschiedenen Teilzugängen – jedenfalls vom Eingang mit der Adresse Universitätsstraße.
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