Synagoge Bayreuth
Bayreuth
- Architekten
- Wandel Lorch Götze Wach
- Standort
- Münzgasse, Bayreuth
- Jahr
- 2017
Die Erweiterung und Erneuerung des jüdischen Kultus- und Kulturzentrums in der Bayreuther Münzgasse ist eine maßgebliche Weiterentwicklung des öffentlichen Lebens in Bayreuth und soll einen attraktiven Anziehungspunkt mit überregionaler Strahlkraft erschaffen. Dabei ergänzt das jüdische Kulturzentrum ab 2019 im denkmalgeschützten Gebäude der „Alten Münze“ das bereits fertiggestellte Kultuszentrum. Hier nimmt die neu gestaltete und grundlegend sanierte Barocksynagoge die zentrale Stellung ein. Das Projekt ist in diesem Zusammenhang zukunftssichernd für die baukulturelle und bautechnische Substanz einerseits, zukunftsweisend darüber hinaus für eine vielseitige Gesellschaft und das jüdische Leben in Bayreuth und anderswo.
Die erstaunlich wechselvolle Historie des heutigen Synagogenbaus reicht weit in das 18. Jahrhundert zurück und ist eng mit der Bayreuther Stadtgeschichte verwoben. 1714 errichtete Markgraf Georg Wilhelm mit dem „Redouten- und Operahaus“ den Vorgängerbau des heutigen Markgräflichen Opernhauses, welches wiederum in seiner jetzigen Form in der Mitte des 18. Jahrhunderts direkt neben der heutigen Synagoge errichtet wurde. In das barocke Redoutenhaus zog nach mehreren Umbauten 1759 schließlich die jüdische Gemeinde ein und nutzt das Gebäude seitdem bis heute als Synagoge. In den Novemberpogromen wurde diese Institution jäh unterbrochen und durch die Nationalsozialisten verwüstet. Der vollständigen Vernichtung durch Feuer entging sie durch die direkte Nachbarschaft zum Opernhaus. In der Umkehrung wird vermutet, dass die Synagoge am Ende des Krieges wiederum das Markgräfliche Opernhaus, heute Weltkulturerbe der UNESCO, vor der Zerstörung durch die Alliierten bewahrt hat. Der weitestgehend unversehrte Baukörper wurde nach dem Krieg zunächst notdürftig hergerichtet. So konnte er einerseits bereits 1946 der jüdischen Gemeinde wieder Heimstätte sein, andererseits blieb aber auch ein herausragendes Baudenkmal erhalten, in dem die Geschichte Bayreuths bis heute ablesbar ist.
Mit dem Holocaust hatten sich die Anforderungen an das Gebäude maßgeblich geändert. Die Gemeinde nutzte das Gebäude in der Folge auch als Gemeindehaus. Es folgte ein entsprechender Umbau in den 1960er Jahren. Die Einbauten wurden im Innenraum zweckmäßig in den ursprünglich freien Raum eingestellt. Die Fassade zum städtischen Raum mit den hohen Rundbogenfenstern wurde zu einer zweigeschossigen Lochfassade umgestaltet und so säkularisiert. Seitdem hat auch die Zeit ihre Spuren hinterlassen.
Zur Jahrtausendwende sah die aufblühende Gemeinde den richtigen Zeitpunkt gekommen das jüdische Leben in Bayreuth mit der Schaffung eines israelitischen Kultus- und Kulturzentrums in drei Bauabschnitten für die Zukunft zu rüsten. Auf dem Grundstück der Synagoge entstand nach den Plänen von Wandel Lorch Architekten im Jahr 2010 zunächst ein neues jüdisches Ritualbad, die einzige artesische Grundwassermikwe in Europa. Mit der Möglichkeit die notwendigen Flächen für das Kulturzentrum im dritten Bauabschnitt in ein eigenes Gebäude umzuziehen, konnte der zweite Bauabschnitt – die Neugestaltung der Synagoge - insbesondere mit dem Fokus auf die Sakralnutzung erfolgen. Das aktive jüdische Leben sollte auch im öffentlichen Raum wieder wahrnehmbar werden. Hierzu wurde mit der Rückführung des Haupteingangs an die historische Position auf der Westseite zunächst eine adäquate und würdige Eingangssituation geschaffen. So bietet sich nun die Möglichkeit zwischen Synagoge, Oper und Redoutenhaus einen Platz als öffentlichen Begegnungsraum aufzuspannen, der die wiederhergestellte historische West-Ost Achsenausrichtung der Synagoge zusätzlich stärkt. Die Fenster der säkularisierten Westfassade wurden mit einer umlaufenden Rundbogenfasche wieder geschossübergreifend zusammengebunden und stärken damit den sakralen Charakter des Hauses und verdeutlichen damit die historische Besonderheit, dass es sich bei dem ansonsten zurückhaltenden Bauwerk heute um die älteste noch genutzte Barocksynagoge in Deutschland handelt.
Diese Kernaussagen des Vorhabens ergänzend war im Sinne einer zukunftsfähigen Nutzung auch die bautechnische und gebäudetechnische Sanierung des denkmalgeschützten Hauses von erheblicher Bedeutung für Bauherren und Architekten.
Urheberschaft: Andrea Wandel, Dr. Rena Wandel-Hoefer, Andreas Hoefer, Wolfgang Lorch, Nikolaus Hirsch, Florian Götze, Thomas Wach
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