Umbau Amtsbotenscheune und Neubau Amtsbotenhaus Zwingen
Schweiz
- Architekten
- lehner tomaselli architekten
- Jahr
- 2018
Im alten Dorfkern der Baselbieter Gemeinde Zwingen lassen sich zahlreiche Spuren aus früheren Zeiten entdecken. Viele Gebäude stehen unter Heimatschutz und ähneln noch sehr den Originalen. So auch die sogenannte Amtsbotenscheune, ein altes bestehendes Ökonomiegebäude, das einst mit dem 1980 abgerissenen Amtsbotenhaus im historischen Dorfkern ein Ensemble bildete. Diese besondere Lage ist mitunter auch im ISOS, „dem Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz verzeichnet.
Der angestrebte neue Wohnraum führt zu einem Umbau der bestehenden Scheune in ein Mehrfamilienhaus und zu einem Ersatzneubau für das Amtsbotenhaus.
Der Planungsprozess beider Bauprojekte geschieht unter Einbezug der Kantonalen Denkmalpflege und dem Credo, das Ortsbild zu schützen. Die denkmalpflegerischen Bedürfnisse werden mit den konzeptionellen Überlegungen abgestimmt, die Eingriffstiefe in den historischen Bestand präzise ausgelotet – im Sinne der Werterhaltung und gleichermassen eines Mehrwerts innerhalb der Transformation.
Die Amtsbotenscheune, deren Ökonomieteile für die Umnutzung entkernt werden, behält ihr Volumen und charakteristisches Erscheinungsbild der südseitigen, der Dorfstrasse zugewandten Fassade. Die sie prägenden hölzernen und muralen Elemente und das markante zentrale Ort werden dabei wieder instand gestellt. Eine Neugestaltung erhält die der Dorfstrasse abgewandte Fassade, die durch eine vorgesetzte Laube charakterisiert war. Die neue Holzkonstruktion dient dabei der Ausbildung der zweigeschossigen Galerie, mit der die erd- und obergeschossigen Wohnungen geschützte Aussenräume erhalten. Genauer Loggien und Gartenzimmer, die durch ihre raumhohen Verglasungen den Ausblick in die benachbarte Landschaft ermöglichen.
Diese verglasten Aussenbereiche verlängern sich nach oben in die Dachwohnungen in Form von vergrösserten Dachaufbauten. Die eingeplanten Dachgauben und Ochsenaugen korrespondieren durch ihre repetitive Anordnung und unaufdringliche Gestaltung gut mit der bestehenden Dachlandschaft und dem gesamten Fassadenbild. Neue Deckenkonstruktionen in Holzbauweise ermöglichen auf den drei Stockwerken insgesamt sechs 3.5-Zi-Mietwohnungen. Ihre Erschliessung erfolgt über ein Treppenhaus mit Aufzug. Dieser betonierte Kern ist Stabilisator der bestehenden Bausubstanz, organisiert die Nebenräume, Nassbereiche und die notwendigen Leitungssteigschächte für die Wohnungen. Daran schliessen nord- und südseitig die eigentlichen Wohnräume an.
Der Neubau schliesslich, der das ehemalige Amtsbotenhaus ersetzt, bildet – durch die identisch vorgesetzte Positionierung zur Scheune – das einstige Ensemble bzw. die ursprüngliche Bebauung nach und vermittelt so das historische Strassenbild wieder. Er schliesst die schmale Bebauungslücke zwischen der Scheune und dem Nachbarsbau und verfügt über eine auf drei Stockwerken organisierten Maisonettwohnung mit separatem, erdgeschossigem Studio-Appartement. Für die Fassade kommen hochwertige, bewährte Materialien zum Einsatz wie Holz, Naturstein, Kupfer und Ton-Dachziegel, um eine harmonische Einpassung in den historischen und städtebaulichen Kontext zu gewährleisten.
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