Wildwood Plaza
Uster, Schweiz
- Landschaftsarchitekten
- Studio Vulkan Landschaftsarchitektur
- Standort
- Hegetsbergstrasse, Forhölzliwald , Uster, Schweiz
- Jahr
- 2014
- Bauherrschaft
- Stadt Uster
In uns Städtern wächst das Bedürfnis nach kraftvollen Natur- und Landschaftserlebnissen, dies am besten nur einen Schritt von zuhause entfernt. In den schrumpfenden Territorien am Stadtrand irren wir umher um die Sinnlichkeit der Natur zu erhaschen. Wildwood Plaza versucht sich im Sinne eines «experiential urbanism» dieser Sehnsucht über das Atmosphärische anzunähern. Verborgen aber nah am Waldweg und Häuser werden runde Löcher aus der Landschaft herausgeschnitten: Gucklöcher werden zum Rundbild, zum «Cyclorama», in dem der Spaziergänger in das Erlebnis Wald hineintauchen kann.
Wälder haben ihre besondere Magie. Über ihre Unfassbarkeit schreibt John Fowles in: Der Baum: «Nirgends stossen unsere beiden wichtigsten Mittel, Realität abzubilden – das Wort und die Kamera – so an ihre Grenzen wie im Wald (...) Die Waldlandschaft entzieht sich dem Objektiv, dem Skizzenpapier, der Leinwand, sie lässt sich nicht einfangen . Auch Worte können den Wald nicht fassen, wirken hoffnungslos umständlich und abgenutzt (...) Bäume verzerren die Zeit, oder besser: sie schaffen eine Vielzahl verschiedener Zeitmasse.»
In dem Waldfragment liegen drei ganz verschiedene Waldbilder unmittelbar nebeneinander. Sie bescheren dem aufmerksamen Spaziergänger verschiedene Walderlebnisse. Denn der Wald ist Momentaufnahme und Sinnbild des Ephemeren, er wächst und zerfällt, biegt sich und beugt sich wandelnden Bedingungen. Das Nebeneinander aller Stadien zwischen vitaler Jugend und morbider Zerbrechlichkeit macht den Wald als reaktiven Apparat wahrnehmbar.
Die erste Lichtung liegt inmitten prachtvoller silberner Stämme unter den hohen Kronen von Buchen in ihrem Klimaxstadium – Baudelaires Tempel aus lebenden Säulen, der dank des geschützten Standortes am Westhang allen Stürmen getrotzt hat. Die zweite Lichtung, ein Leerraum ist von dichtem, niedrigem Pionierwuchs umgeben. Stürme haben den exponierten Osthang zur Tabula Rasa gemacht. Ein dichtes Gewirr aus Buchensämlingen belebt ihn neu. Hier und da hat sich ein Kirsch- oder Lindenbaum aus nahen Gärten eingeschlichen. Während die Sämlinge auf der Lichtung selbst entfernt wurden, blieben diese "Exoten" erhalten, und strukturieren die Leere. Die dritte Lichtung macht die bizarre, verzerrte Schönheit natürlicher Anpassung und Deformation sichtbar: Die Stürme der vergangenen Jahrzehnte haben eine apokalyptische Szenerie hinterlassen. Haselsträucher, mit ihren oberflächlichen Wurzeln aus dem Erdreich gerissen, liegen herum wie riesige Besen. Die überwachsenen Wurzeln gefallener Bäume bilden eine eigenartige Hügellandschaft. Rhizome recken sich in die Luft, suchen die in Schräglage geratenen Bäume in ihren neuen Lebensbedingungen zu verankern, bilden die erstarrte Choreographie des Überlebens.
Die drei Plätze eröffnen eine neue Perspektive auf das Phänomen Wald. Sie eröffnen den Dialog zwischen Raum und Betrachter. Räume zu schaffen, in denen die Besucher sich verlieren können, hat eine lange Tradition in der Landschaftsarchitektur. Wildwood Plaza holt diese Tradition aus dem Garten in den Wald.
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