Photo © Annika Feuss
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Gräberkirche St. Mariä Heimsuchung

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Location
Alsdorf, Germany
Year
2023
Architekturkonzept
ZHAC – Zweering Helmus Architekten PartGmbB

In der Gräberkirche St. Mariä Heimsuchung in Alsdorf stärkt die Beleuchtung die Umnutzungskonzeption. In der ehemals katholischen Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung in Alsdorf wurde die vorgefundene Raumproportion im Rahmen der Umnutzungskonzeption zum Kolumbarium skaliert und neu kodiert. Die Beleuchtung folgt dem behutsamen Konzept der Architekten mit sanften Illuminierungen und unterstreicht damit die Würde des Ortes.

Beim Betreten des einschiffigen Kirchengebäudes über die dunkel gestaltete Eingangshalle fällt der Blick sofort in die Mittelachse des achtjochigen Kirchenraums. Denn dort legt sich ein goldfarbener Schimmer über den Kapellenraum, der Neugier weckt und zum Fortschreiten anregt. Seit dem Umbau im Jahre 2022 durch das Büro Zweering Helmus Architektur + Consulting wird die Mittelachse des 1935 fertiggestellten expressionistischen achtachsigen Backsteinbaus von einer fragilen baldachinartigen Skulptur, deren schlanke Metallprofile der Spitzbogenstruktur folgend unterhalb des Kreuzgewölbes schweben, umfasst. Die dünnen Messingketten der Skulptur, welche die Metallprofile optisch in geschmeidigem Schwung verbinden, setzen in dem Raum ein buchstäbliches Highlight. Denn die Anstrahlung mit warmem LED-Licht lässt sie in sanftem stimmungsvollem Glanz erstrahlen. Die Skulptur inszeniert einen angenehmen wie auratischen Ort der Transzendenz und gliedert das Kirchenschiff in Kapelle und Kreuzweg.

Die aus den Außenwandflächen in die Spitzbogenstruktur übergehende Raumkontur wurde durch behutsam eingefügte raumbildende Elemente nach innen versetzt und definiert so einen Kapellenraum mit 100 Sitzplätzen sowie ein Quadrum mit Taufbrunnen. Im Rhythmus der Kirchenjoche wird der neu ausgebildete Kapellenraum von einem Gefüge dunkler Urnenschränke begrenzt, auf denen die Lichtplaner von Delta Light ultraflache, direkt nach oben strahlende Gala XL-Deckenfluter positioniert haben. Sie hellen das dank der Transparenz der eingefügten Deckenskulptur weiterhin sichtbare Deckengewölbe äußerst dezent auf und illuminieren dabei gleichzeitig die Ketten. Die nicht sichtbare Position der Fluter, die sich über Augenhöhe befinden, lässt eine magische Lichtatmosphäre entstehen. Öffnungen zwischen den Stelen ermöglichen eine räumliche Verbindung der zentralen Kapelle mit den umgebenden Begräbnisstätten. Zwischen den Urnenwänden laden Sitzflächen zum Verweilen und Gedenken ein.

An dem Kiel-Balken der Deckenskulptur, welcher der Längsachse des Kappellenraums unterhalb des Gewölbes folgt, sind breit strahlende Frax-Strahler montiert, die den Bereich der historischen, restaurierten Sitzbänke mit 120 Lux erhellen und somit während der Abschiedsgottesdienste genügend Licht zum Erkennen von Text und Noten der Gesangbücher bieten. Für den Bereich des Altars mit dem dahinter befindlichen Kreuz wählten die Lichtplaner engstrahlende Varianten, um den Altar genügend auszuleuchten und das auf einer metallenen Wandscheibe fixierte schmiedeeiserne Kreuz zu inszenieren. Zur Hervorhebung seiner Plastizität wird das Kreuz von zwei Frax-Strahlern beleuchtet, die einen doppelten Schatten erzeugen.

Im Kreuzweg sind Boxy-Strahler in linearer Abfolge direkt am Deckengewölbe montiert. Mit ihren Abstrahlwinkeln von 20° werfen sie Streiflichter auf die 1845 Grabfächer fassenden Urnenschränke. Sie erzeugen nur soviel Licht, dass das Erkennen der Gravuren in den massiven Messinggrabplatten ermöglicht wird. Die Pfeiler des Kreuzgangs werden subtil von Uplights inszeniert. Dafür kommen wiederum Frax-Strahler zum Einsatz, die jedoch in ihrer Bauform kleiner und mit 867 Lumen lichttechnisch sehr viel schwächer sind als ihre Pendants über dem Kapellen¬raum. Die behutsame Illuminierung bewirkt eine minimale Abhebung der Pfeiler vom Mauerwerk und bewahrt eine Szenerie, in der die von 1954 bis 1969 erschaffenen abstrakten Glasfenster des weltbekannten Glasmalers Ludwig Schaffrath die Hauptak¬teure sind. Je nach Jahreszeit und Wetter tauchen die Fenster die verschiedenen Bereiche des Innenraums in farbenprächtiges Licht.

Als Reminiszenz an die ehemalige Kirche bleiben viele Elemente erhalten. So wurde der Altar von der ehemals erhöhten Position im Chorbereich nach vorne auf das Niveau des neuen Kapellenraums versetzt. Das Kreuz findet seinen neuen Platz hinter dem Altar. Auch die Orgel sowie der Boden aus Aachener Blaustein, ein wichtiges Zeugnis der regionalen Verortung, bleiben der Gemeinde erhalten.

© Petra Lasar

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