Therme Oberstdorf
Back to Projects list- Location
- Oberstdorf, Saksa
- Year
- 2019
- Client
- Markt Oberstdorf
- Team
- Michael Becker, Roland Schafroth
- Kooperation Architektur
- Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH
- Landschaftsarchitektur
- Keller, Damm, Kollegen GmbH
- HLS Projektierung
- IB Hirdina
- Brandschutz Projektierung
- Fire and Timber. Ing GmbH
- BGF
- 12.442 m2
- BRI
- 51.999 m3
- Wettbewerb
Die Gestaltung der Therme Oberstdorf und ihrer Außenräume bezieht sich auf den städtebaulichen Kontext des Umfeldes und reagiert subtil auf dessen Zusammenhänge und Bestandssituationen. Betrachtet wird, über die Grenzen der Grundstückslinie hinweg, der Kurpark und die potentielle räumliche Verknüpfung zu dieser öffentlichen Grünfläche. Eine besondere Qualität liegt in der engen Verbindung zu den im direktem Umfeld gelegenen Haus Oberstdorf und den beiden Kirchen. Diesen städtebaulichen Vorgaben folgend wird die neue Therme als großmaßstäblicher Solitär, als Pavillion im Park situiert. In der Konsequenz wird, statt sich nach Außen hin abzuschotten, ein integrierendes Konzept angeboten, welches die qualitativen Freiräume der Bestandssituation sinnvoll in Beziehung setzt und gleichzeitig der neuen Therme einen geeigneten, sehr atmosphärischen Ort bietet. Um eine adäquate, fußläufige Verbindung herzustellen, wird der verkehrsberuhigte Bereich der Prinzenstraße bis zum Grundstück der Therme erweitert und somit ein Brückenschlag über die Ludwigstraße hinweg entwickelt. Ein weiterer Anknüpfungspunkt wird über die aufgewertete Westseite des Haus Oberstdorf zum Kurpark generiert. Durch diese Maßnahmen kann ein großmaßstäblicher Zusammenhang hergestellt werden, welcher einen zusammenhängenden, neuen, grünen und für die Öffentlichkeit nutzbaren Gesamtraum erzeugt. Dem kleinmaßstäblichen Zusammenhang der unmittelbar an den neu geschaffenen Parkraum angrenzenden Einfamilienhausbebbauung und der resultierenden Körnung wird durch die gezielte Setzung der raumbildenden Steine auf dem Sockelgeschoss Rechnung getragen.
Das Gebäude folgt dem Entwurfsbild des gesockelten, eines auf Steinen ruhenden, hölzernen Pavillons im Park, der bei größtmöglicher Intimität mit der Landschaft und der umliegenden Bergwelt verschmilzt. Das räumliche Konzept der Therme beruht auf einem im Inneren ausgehölten, bergenden Sockel, der die darauf befindliche Bäderebene subtil vom umspülenden, öffentlichen Parkraum entrückt , und auf dem sich über 2 Geschosse erstreckende Steinblöcke situiert werden, die sowohl die hölzerne Dach-Raum-Struktur als auch das aufgelagerte, autark entkoppelte Sauna- und Wellnessgeschoß in Holz tragen. Umschlossen wird diese gesamte Raumstruktur von einer metallenen Fassade, die die thermische Hülle bildet. Den notwendigen Sichtschutzfilter des eingehängten Holzgeschosses bildet, wo notwendig, ein mattierter Verlauf der Innenfassaden. So entstehen in sich verschränkte Innen- und Außenräume, die dieses Fügen der Materialien und Konstruktionen mit allen Sinnen erlebbar machen. Dem Gedanken des vom Wasser gehölten Steins folgend, entwickelt sich das Raumgefüge nach dem Abtauchen im Park zum Licht hin, um auf dem Sockel mit größtmöglichem Park- und Bergbezug aufzutauchen, oder um durch die auf dem Sockel liegenden Steine das auflagernde, durchdrungene Holzgeschoß zu erschließen, das sich ebenfalls sowohl innen- als auch außenräumlich mit allen Strukturen verzahnt und als Mittler zur krönenden Dachlandschaft fungiert.
Die Innenräume der Therme wechseln zwischen einem höhlenartig anmutenden System im Inneren des Sockels und der Steine, einem pulsierenden Binnenraum mit verwischenden Innen und Außengrenzen auf dem Sockel und erhabenem Blick in die Baumkronen und zu den umliegenden Bergen, und einem intimen, geometrisch geschichteten und gefügten System der auf den Steinen aufgelagerten Boxen. Dabei ähneln die steinernen Innenräume einer vom Wasser gehölten Struktur, die im Gegensatz zur gefügten Struktur der hölzernen Gefäße im Saunageschoss stehen. Den Materialeigenschaften des jeweiligen Gefässes folgend sind die feuchtebeaufschlagten Nutzungen in Stein und die temperaturintensive Nutzungen in Holz ausgebildet. Durch die komplexe Verschränkung dieser Konstruktions-, Material- und Raumstrukturen sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen entsteht ein einzigartiges, alle Sinne ansprechendes Raumgefühl.
Der Freiraum fungiert als Landschaft, welche durchschritten, erlebt und gefühlt werden kann. Gleichzeitig bietet er den Besuchern einen Rückzugsort, der Entspannung und Harmonie ermöglicht. Die Wegeführung des Entwurfs umspült flussartig den Thermenbau und knüpft diesen an die Prinzenstraße, Ludwigstraße und die Promenadenstraße an. Die fließenden Formen bieten dem Besucher eine natürliche und unkomplizierte Zugänglichkeit des Gesamtareals. Im Eingangsbereich an der Prinzen- wie auch an der Ludwigstraße sind die geforderten Fahrradstellplätze situiert. An der Ludwigstraße befinden sich außerdem die neue Bushaltestelle, die gewünschten PWK-Besucherparkplätze, wie auch die Zufahrt zur Tiefgarage. Um den begrünten, öffentlichen, von Fussgängern erlebbaren Freiraum zu maximieren, werden die oberirdischen Stellplätze direkt von der Promenadenstraße als Schrägparker erschloßen.
Um die gewünscht einzigartige Atmosphäre zu erzeugen reagiert das Vegetationskonzept suptil auf die Verschränkung von Außen- und Innenraum. Ein kontinuierlich nach außen hin zunehmender Vegetationsfilter bildet eine geschützte Atmosphäre ohne Blickachsen zur Berglandschaft zu versperren. Die vom Gebäude aus erste Schicht des Vegetationsfilters besteht aus Kirsche, Apfel und Felsenbirne. Nur auf den zweiten Blick erkennbar orientieren sich diese Baumpflanzungen am 6x6m Raster des Gebäudes und bleiben doch im landschaftlichen Duktus. Die zweite Schicht der vorgesehenen Bepflanzung setzt sich aus dem alpinen Artenspektrum wie bsp. Berg-Ahorn, Lärche, Linde, Kiefer, Eberesche oder Faulbaum zusammen und verankert somit den Park in der natürlichen Umgebung und bieten gleichzeitig die Möglichkeit mit Blüte und Herbstfärbung markante Akzente zu setzen. Die Standorte dieser Gehölze sind nun gelöst vom Raster des Gebäudes, wodurch der Bezug zur umgebenden Vegetationsstruktur hergestellt wird. Alle Gehölze bilden dabei einen kontinuierlich zunehmenden Filter zwischen Bad und öffentlichen Freiraum und weiter zur privaten Nachbarschaft. Zweischürige Wiesenflächen und Wildstauden in Unterpflanzung der Gehölze ergänzen das naturnahe Konzept und bieten so auch vielfältigen, faunistischen Lebensraum.