Diözesanmuseum Freising
Freising, Saksa
- arkkitehdit
- Brückner & Brückner Architekten
- Location
- Domberg 21, 85354 Freising, Saksa
- Year
- 2022
- Client
- Erzdiözese München und Freising
Geöffnete Wände. Neugestaltung Diözesanmuseum Freising
Von weitem sichtbar – hoch über den Dächern der Stadt auf dem Domberg liegt das Freisinger Diözesanmuseum. Wunderbare Blicke in die Landschaft und über die Silhouette der Stadt – ehrwürdige Bauten vergangener Jahrhunderte. Wir haben Respekt vor dem besonderen Ort, der Historie und dem Gebäude. Wir haben den Mut, neue architektonische Antworten für ein in die Zukunft gerichtetes Museum zu finden, wir haben weitergebaut und weiterentwickelt – das Alte freigelegt und das Neue freigelassen. Im Mittelpunkt stehen die Menschen und die religiöse Kunst und Kultur von der Frühzeit bis heute.
Geöffnete Wände sind der Kern unserer architektonischen Idee, unser leidenschaftlichstes Bild – innen wie außen. Die neue Tiefe der historischen Fassade schafft von Ferne und in der Nähe Transparenz und Neugierde. Einladend geöffnete Wände, bodentiefe Fenster und samtig-weiße Oberflächen locken die Besucher zum alt-neuen Eingang. Sie leiten ihn in das Foyer mit Blick in den lichten Kern.
Der Lichthof ist das Herz des Gebäudes, ein echter offener Raum über mehrere Etagen – licht und weit. Wir öffnen ihn zum Himmel. Die Jahres- und Tageszeiten werden zum Erlebnis und sind spürbar. Der Raum spielt mit Licht und Schatten. Eingänge, Übergänge, Durchlässe. Besonderes Licht begrüßt die Besucher in der früheren Kapelle – heute ein Raum der Installation – A Chapel for Luke and his scribe Lucius the Cyrene von James Turrell.
Helle Arkadengänge, einem Kreuzgang gleich, schaffen neue gerahmte Blicke zu den Ausstellungsräumen und der umgebenden Landschaft. Ausblicke – Einblicke – Durchblicke. Gläserne Volumen spielen mit dem Raum und den Inhalten. Die neue Mehrschiffigkeit nimmt die Melodie des Hauses auf und erlaubt in alle Himmelsrichtungen ausgewählte Aussicht in die Landschaft und die Stadt Freising. So werden neue Begegnungen und Dialog mit den Menschen, der Kunst und der Umgebung ermöglicht.
Die Räume für die Dauer- und Sonderausstellungen, flexibel bespielbar, in sich miteinander verbunden, umfließen den Lichthof und die Gänge. Die neuen Museumsfenster, gläsern, gleichzeitig maximal zu verschatten und klimatisch optimiert – sitzen in der Fassade und holen das Außen nach Innen. Ein Dreiklang aus Glas, Holz und Putz entsteht, ein Spiel aus Transparenz und Transluzenz.
Einen Ort des Rückzugs und der Ruhe, der Konzentration, der Kontemplation und des Studiums findet der Besucher im hölzernen Leseraum der Bibliothek. Über drei Öffnungen gelangt man auf den großen Stadtbalkon mit Blick in die Landschaft und auf Weihenstephan.
Zurück im Lichthof lädt die Museumsgastronomie im Sockelgeschoß zu einem Besuch ein. Es fließt mit Weitblick in den einzigartigen Gastgarten unter großen Bäumen mit Blick über die Freisinger Altstadt und auf die Alpen.
Die räumlichen Fußabdrücke dieses Hauses wurden schon vor 150 Jahren gesetzt. Der Baustein Geschichte wurde aktiviert und hat uns ein Haus geschenkt, das jetzt von Ballast befreit wieder seine bauzeitlichen Strukturen atmet, dem Neuen aber seinen Raum gibt. Alles hat sich zu einer neuen, klaren Identität gefügt. Die präzise Struktur schafft Orientierung und eine funktionale Infrastruktur für das ganze Museum. Die Treppenhäuser interpretieren die historische Erschließung neu und entwickeln diese mehrschichtig fort. Die Räume sind sensibel in den Bestand eingefügt. Die wertigen Materialien sind die gleichen wie immer schon. Vorbild sind Historie, Handwerk und die weiße Farbigkeit des Dombergs. Das Material kann vor dem Morgen bestehen: Holz, Stein, Eisen Glas und Putz nehmen das Licht auf und lassen die Menschen begreifen. Die Holzdielen und historischen Elemente aus vergangenen Jahrhunderten, die transformierten Fassaden erzählen von der Geschichte und den Möglichkeiten. Architektur als begehbare und erlebte Geschichte.
Unser Ziel war es, die Ausstellungsräume und Arkadengänge ohne die klima- und sicherheitstechnisch notwendigen Einbauten und Leitungsverzüge wirken zu lassen. Daher wurden die Versorgungsstränge bereits aus den Technikzentralen in abgeschotteten Kanälen und Schächten weitestgehend unsichtbar in das jeweilige Museumsgeschoss und den Lichthof geführt und dort verteilt. Das Diözesanmuseum kommt vollständig ohne fossile Energieträger aus: Sowohl die Wärme- als auch die Kälteerzeugung wird mittels Wärmepumpen oder Kältemaschinen über das in der Moosachaue geförderte Grundwasser möglich.
Befreit von funktionalen, konstruktiven, energetischen, klimatischen und sicherheitstechnischen Zwängen bietet das Museum künftig wunderbare Bedingungen zum Sammeln, Bewahren, Dokumentieren, Präsentieren und Begegnen. Geöffnete Wände treten wie immer.nur neu in Dialog mit der religiösen Kunst und Kultur und den Menschen.
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