Studentenwohnheim und International House Riedbergallee

Frankfurt, Saksa
Fassade Atrium
Photo © Ferdinand Heide Architekt
Kolonnaden + Atrium
Photo © Ferdinand Heide Architekt
Wettbewerbsvisualisierung
Visualization © Ferdinand Heide Architekt
Regelgrundriss
Drawing © Ferdinand Heide Architekt
Lageplan
Drawing © Ferdinand Heide Architekt
Schnitt
Drawing © Ferdinand Heide Architekt
arkkitehdit
Ferdinand Heide Architekt BDA
Location
Riedbergallee, Frankfurt, Saksa
Year
2022
Client
MainSWerk
beschränktes Verfahren
2018: 1. Preis/Zuschlag
Leistung
HOAI LP. 1-9

Mit dem Neubau des Studierendenhauses wird die nördliche Kante des Campus zur Riedberg-Allee gefasst. Der fünfgeschossige Baukörper orientiert sich mit seinem Kopf und Haupteingang sowie seinen öffentlichen Nutzungen zum Straßenraum. Gleichzeitig ermöglicht der u-förmige Baukörper über die gemeinschaftliche grüne Mitte dennoch eine Ausrichtung zum Campus nach Süden.

Wir schlagen einen Baukörper vor, dessen Kanten sich konsequent aus der Geo-metrie des Grundstücks entwickeln. Zusammen mit den Bestandsbauten entsteht eine städtebauliche Figur, die die Straßenräume fasst und die den Riedberg auf eine selbstverständliche Art weiterentwickelt. Dazu gehört auch eine ruhige städtische Fassade, die sich insbesondere im Erdgeschoss der Riedberg-Allee zuwendet. Hier liegen die öffentlichen Sondernutzungen des Studentenwohnheims mit größtmöglicher Transparenz und Offenheit, aber gleichzeitig auch mit der Funktion eines Filters zum Gartenhof. Dem Erdgeschoss und seinem Bezug zum Stadtraum kommt eine besondere Bedeutung zu. Diese findet Ausdruck in einem kolonnadenartigen Gang, der die Gebäudeinnenseiten vierseitig umschließt und der einen fließenden Übergang zu dem Gartenhof bildet. Die Kolonnade ist ein überdeckter Freibereich, zu dem sich alle gemeinsamen Nutzungen wie Fitness-, Gemeinschafts- und Waschmaschinenräume mit großzügigen Falttüranlagen orientieren. Zusammen mit dem überbauten – über zwei Geschosse offenen Südflügel – und insbesondere mit dem angrenzenden Garten entsteht im Erdgeschoss ein kommunikativer zusammenhängender Bereich. Aus diesem Grund sehen wir im EG der Seitenflügel auch keine Einzelappartements vor, sondern die Wohngemeinschaften. Diese sind so organisiert, dass ihre großzügigen Gemeinschaftsbereiche von dem Bezug zur Kolonnade und dem gemeinschaftlichen Gartenhof wechselseitig profitieren, während die privaten Schlafräume zu jeweils kleinen privaten Vorgärten nach außen orientiert sind. Die davorliegenden restlichen Flächen des Grundstücks werden wiederum als gemeinsam nutzbare, grüne Freibereiche gestaltet.

Erdgeschoss und Garten sind ein zusammenhängendes Ganzes: Der Gartenraum, der hortus conclusus und die überdeckten Gemeinschaftsbereiche schaffen ein räumliches Kontinuum. Die vertikale Erschließung des Hauses erfolgt an allen vier Innenecken. Die beiden Haupttreppenräume an der Riedbergallee verfügen über einen angegliederten Gemeinschaftsraum und über jeweils einen Durchladeraufzug, der die Splitt-Level-Ebenen zwischen Vorderhaus und Seitenflügel anbindet. Der durchgängige Höhenversatz um ein halbes Geschoss folgt dem in Richtung Stadtmitte abfallenden Grundstück, bietet eine große Flächeneffizienz und ermöglicht eine spektakuläre – dem Vorderhaus vorgelagerte – Terrasse auf den Dächern der Seitenflügel.

Zwei weitere Treppenanlagen befinden sich als offene Aufgänge in den südlichen Ecken. Sie dienen im Wesentlichen als Fluchtwege, können aber auch als Short-Cut verwendet werden. Ihre offene Ausbildung geht mit dem Wunsch nach einer guten Belichtung der Flurzonen und nach einem Aufbrechen der ringförmigen Figur an prägnanten Stellen einher. In diesem Sinne ist auch die Gestaltung der Erschließungszonen im Bereich des Höhenversatzes zu verstehen: Hier wird die Hoffassade mit einem Luftraum nach innen gezogen und in jedem Geschoss eine Gemeinschaftszone als großzügige, gut belichtete Fluraufweitungen gegeben. Zur Steigerung der räumlichen und kommunikativen Qualität wird der Höhenversatz durch eine nicht notwendige zusätzliche Freitreppe an einem Luftraum thematisiert.

Organisation der Zimmer

Der ringförmige Gebäudeblock ist ein denkbar einfaches und effizientes Organisationsprinzip. Auskömmliche Fluchtwegelängen und gegenläufige Fluchtrichtungen sind ebenso von Vorteil wie eine gute Orientierung. Jedem Treppenhaus wird jeweils ein mittig unterteilter Gebäudeflügel zu geordnet werden. Damit werden Erschließungseinheiten bis max. 28 Zimmern gebildet, in deren Mitte an der Blockinnenecke jeweils durchgängig tagesbelichte Fluraufweitungen liegen.

Insgesamt werden nach diesem Prinzip in vier Obergeschossen in Summe 375 in jeweils vier Segmenten angeboten. Die notwendigen Flure mit einer lichten Breite von 2,50-2,80m und einer maximalen Länge von 25 m bieten eine großzügige Erschließung. Grundsätzlich sind alle Flurenden offen und lassen einen Ausblick zu.

298 Appartements (21qm) sind nahezu baugleich ausgebildet. Mit einer Achsbreite von 3,45 und einer Länge von 6,45 m kann ein Grundriss generiert werden, der alle Kriterien der Auslobung berücksichtigt. Eine kompakte Sanitärzelle, eine vorgelagerte Pantryküche mit Arbeitsfläche, Oberschränken, Spüle und Geräten sowie mit einer baulich in den Kern integrierten Nische für einen Kleiderschrank und für ein Regal. Auch die Vorgaben zur Installation werden weitgehend umgesetzt: In Verlängerung des Sanitärkerns wird oberhalb des Bettes und des Schreibtischs ein Deckenkoffer ausgebildet, der bündig in eine Vorsatzschale an der Fassade führt.

In diese sind im oberen Bereich der Wärmetauscher und der Sicherungskasten integriert und im unteren Bereich der Heizkörper. Die Sanitärinstallationen werden in einem Steigeschacht geführt und in einem Brüstungsschacht hinter dem Waschtisch verzogen. Ein F90-Wandabschluss wird durch eine „zwanziger Wand“ nach jedem zweiten Appartement gebildet. So könnten trotz tragender Schottenbauweise immer zwei Zimmer zu einem Doppelappartement zusammengeschaltet werden.

Gästehaus / International House

Die Appartements für das International House werden als eigenständige Einheit und Penthouse im 4. OG zusammengefasst. Dieses ist durch eine deutlich angehobene Geschosshöhe (lichte Raumhöhe 3,20m), durch eine offenere Fassadengestaltung (größere geschosshohe Verglasungen) und insbesondere durch seine besondere Lage auf dem Kopfbau signifikant vom restlichen Baukörper hervorgehoben. Für die Gäste bieten die 25 bis 30qm großen Zimmer die besonderen Vorzüge des Riedbergs in unverbauter Ausprägung: Nach Norden der Blick auf den Taunus, nach Süden der Blick auf die Skyline zusätzlich zusätzlich von einer riesigen vorgelagerten Dachterrasse.

Trotz der vorgenannten besonderen Qualitäten sehen wir das International House als integralen Bestandteil des Hauses: Erschlossen wird es über den gleichen Haupteingang und die Kolonnade. Sollte eine von den Studierenden getrennte Vertikalerschließung gewünscht werden, könnte man mit einer Schlüsselschaltung im Aufzug das 4. OG einfach nur dieser Personengruppe zugänglich machen. In den großzügig ausgebildeten Erschließungszonen in den Innenecken könnte nach Wunsch und Erfordernis alternativ aber auch noch ein zusätzlicher Aufzug integriert werden, der nur in das 4. OG fährt. Ein eigenes Treppenhaus sollte nicht erforderlich sein, da man das 4.OG i.d.R. ohnehin nicht fußläufig erschließen wird.

Die Gemeinschaftsbereiche im EG, der Gartenhof und die Gärten stehen dem gesamten Haus zur Verfügung, die Dachterrassen (oder eine von beiden) hingegen könnten dem Gästehaus vorbehalten bleiben.

Konstruktion / Wirtschaftlichkeit

Der streng modular aufgebaute Baukörper ist prädestiniert für eine elementierte, vorgefertigte Bauweise. Das Konstruktionsprinzip des Hauses besteht aus tragenden Wandschotten in jedem Raster von 3,45 m, die stirnseitig durch Fassaden- oder Flurelemente geschlossen sind und auf denen teilvorgefertigte Deckenplatten aufliegen. Im Erdgeschoss ruht dieses System auf zwei Stützenreihen mit gleichem Achsabstand. Dem Charakter des Hauses entsprechend können wir uns auch bei diesem Entwurf wieder gut vorstellen, dass das gesamte Gebäude in einer innovativen Holz-Systembauweise errichtet wird. Sofern der Bauherr es wünscht, würden wir gerne prüfen, ob gegenüber dem Projekt in der Ginnheimer Landstraße sich inzwischen die Genehmigungs- und Zulassungsrechtlichen Bedingungen an den kritischen Stellen so verändert haben, dass man einen neuen Anlauf nehmen könnte. Ansonsten wäre die angedachte konventionelle Stahlbetonkonstruktion bei diesem einfachen und kompakten Baukörper mit Gewissheit noch effizienter und wirtschaftlicher als die zwei Baukörper in der Ginnheimer Landstraße. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit wir das Haus ohne Keller ausgebildet; Splitt-Level und die Streifenfundamente folgen dem Gelände.

Dem Konstruktionsprinzip des Hauses folgend, zeigen sich in der Fassade auch hochwärmegedämmte verkleidete Wandpaneele mit geschosshohen Fenstertüren, die von einem Sonnenschutz- Schiebeladen aus Metallgewebe kontrastiert werden. das Gebäude wird im Passivhausstandard errichtet.

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