Photo © Roland Halbe, Stuttgart
© Roland Halbe, Stuttgart
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Altstadt Carré, Karl-Mai-Allee

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Année
2017
Client
Bietigheimer Wohnbau GmbH

Die Innenstadt von Bietigheim in Bietigheim-Bissingen wird durch eine mittelalterliche Stadtstruktur geprägt. Auf einem topografisch signifikanten Rücken liegt die Stadt über der Enz und zählt zu den herausragenden Beispielen einer lebendig, kommerziell und kulturell genutzten mittelalterlich geprägten Stadt in der Region.
Am Rande dieser Stadtstruktur hat sich entlang einer übergeordneten Verkehrsader (Karl-Mai-Allee) eine Peripherie dienender Bauten entwickelt. Die Nutzungen Kaufhaus, Finanzamt, Verlag generierten größere Baukörper am Rande der Altstadt.


Aldinger Architekten haben im Jahr 2000 einen Architektenwettbewerb um das Wohn- und Geschäftshaus Altstadt Carré entlang der Karl-Mai-Allee für sich entscheiden können. Der Entwurf war durch vier Türme an der Karl-Mai-Allee und Flachbauten am Übergang zur Innenstadt geprägt. Diese Entwurfsprinzipien wurden bei der Realisierung nahezu unverändert übernommen und weiter entwickelt.
Eine insofern bemerkenswerte Geschichte von der ersten Idee im Jahr 2000 bis zur Fertigstellung im Jahr 2017. Es stellt sich die Frage: „Weshalb so lang und weshalb so und nicht anderes?“
Die Dauer des Projektes ist der Entscheidungsfindung der Stadt Bietigheim-Bissingen zuzuordnen um in der Abwägung die Stadtverwaltung mit Bürgerzentrum an dem Ort und in der Größe anzulegen. Bietigheim-Bissingen ist als wohlhabende Kommune für ihren Wohlstand auf Grundlage vorsichtigen Handelns bekannt. In diesem Zusammenhang steht die Entscheidungsfindung.


Die Umsetzung des Projektes wurde von einer starken Multifunktionalität geprägt. Stadtverwaltung, Dienstleistung, Ärztehaus, Wohnungsbau und Sonderwohnungsbau kommen zusammen und finden in der Gestalt des Wettbewerbsentwurfs Platz. Hier scheint bemerkenswert, dass die aus dem Städtebau gewachsene Gebäudestruktur leicht die funktionalen Anforderungen erfüllen kann. Die Stadtverwaltung findet ihren Platz im Sockel des nördlichen Bauwerks und kann ihre lineare Organisationsstruktur ausleben. Die Wohnnutzungen finden sich sehr gut in den Türmen mit Aussicht auf die Altstadt wieder, die Dienstleistungen und das Ärztehaus werden in den lagerhaften Gebäuden im Süden optimal untergebracht. Unter allem ist eine komfortable Parkgarage für die Nutzer und für die Versorgung der Innenstadt angeordnet.

Die Ziele des Entwurfs decken das gesamte Spektrum eines Projektes ab. Die hohe Anforderung auf städtebauliche Integration am Rande der historischen Altstadt verbindet sich mit einer heterogenen Nutzungsstruktur, ökonomischem Bauen und zeitgenössischer Gestalt im historischen Kontext.

Die Einfügung des neuen Quartiers in die historische Altstadt wird durch die städtebauliche Konfiguration erreicht. Die hohen Türme zitieren Elemente einer historischen Stadtmauer und strahlen die für die öffentlichen Nutzungen notwendige Charakteristik aus. Die niedrigen Bauten reagieren auf die Gebäudesilhouette der angrenzenden Altstadt.
Auch in der Materialität und Farbigkeit zitiert das Projekt Motive der Altstadt. Proportionen der Fenster, Putzstrukturen und Putzfaschen bis hin zu erdigem und sandsteinfarbigem Mineralputz spiegeln das Bild der alten Stadt auf moderne Art und Weise wieder.

Die Funktionalität des Quartiers wird durch ihre Vielfältigkeit geprägt. Jede Nutzungsart spiegelt sich in der Gebäudetypologie wieder.
 Eine Drittverwendungsfähigkeit wurde geplant. Die vertikale Erschließungsstruktur der Stadtverwaltung, der Dienstleitungen und des Ärztehauses können große bis zu relativ kleine Einheiten abbilden. Beispielsweise könnte die Stadtverwaltung mit derzeit ca. 2.000 qm Nutzfläche in selbstständige Einheiten von ca. 100 qm Nutzfläche gegliedert werden.

Das Projekt folgt in diesem Kontext den Prinzipien des Massivbaus und damit den Anforderungen an eine dauerhafte Baukonstruktion. Im Detail wurden Entscheidungen zu einem nachhaltigen Profil des Projektes im wirtschaftlichen Rahmen getroffen.

Die EnEV wird um 30% unterschritten. Die notwendigen Pfahlgründung wird zu einer Aktivierung der Geothermie genutzt. Thermisch aktivierte Pfähle sichern die Kühlung durch Bauteilaktivierung in den Verwaltungsräumen
Thermischer Komfort in den Verwaltungsräumen: Eine Reduzierung der Temperaturspitzen während sommerlicher Hitzeperioden wird durch den außenliegenden Sonnenschutz (Jalousien), der Lüftungsanlage mit adiabater Kühlfunktion und der passiven Temperierung der Heiz/Kühldecken erreicht
Die Stadtquartiersgarage wird natürlich belüftet und in ihrem öffentlichen Teil natürlich belichtet.

In der Stadtquartiersgarage/Parkplatz werden Ladestationen für E-Bikes und E-Autos angeboten. Die notwendige und nahezu vollständige Versiegelung des innerstädtischen Grundstücks wird durch extensive und intensive Dachbegrünungen auf allen Dachflächen kompensiert. Der sogenannte „LBO-Spielplatz“ wird attraktiv als Dachterrasse mit hoher Aufenthaltsqualität gestaltet.

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