Lunchbox mit ausgewogener Füllung
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- Töging am Inn, Allemagne
- Année
- 2018
- Client
- Baierl &Demmelhuber Innenausbau GmbH
- Équipe
- Eva Demmelhuber architekten ingenieure immobilienökonomen
Licht und Leuchten unterstützen den Entwurf
Stets war die Rede von einer Mitarbeiterkantine, als Architektin Eva Demmelhuber mit entsprechendem Umbau von Büroräumen innerhalb eines Bestandsgebäudes beauftragt war. Das Resultat ist jedoch ein Gastronomiebereich, der eher wie ein edles Restaurant anmutet. Licht und Leuchten haben daran einen wesentlichen Anteil.
In Töging am Inn befindet sich die Firmenzentrale der 1964 gegründeten Baierl & Demmelhuber Innenausbau GmbH, die seit 20 Jahren ein rapides Wachstum verzeichnet und heute ca. 540 Mitarbeiter beschäftigt. Neben sechs Niederlassungen in Deutschland betreibt das Unternehmen, das immer wieder an zahlreichen nationalen und internationalen Prestige-Projekten beteiligt ist, jeweils eine Filiale in Wien und London. Im Zuge der Expansion war das Betriebsgelände in den vergangen Jahrzehnten um diverse Bauten erweitert worden, zu denen der nun im Erdgeschoss umgebaute, zentral verortete zweigeschossige Büro-Anbau gehört. Er ist für alle rund 300 Mitarbeiter vor Ort gleichermaßen gut erreichbar und wurde daher zum Standort des neuen Betriebsrestaurants gewählt.
Die Vorgaben seitens des Bauherren waren klar definiert. Statt nüchternen Kantinencharakters sollte die Lunchbox mit 99 Sitzplätzen Aufenthaltsqualität bieten und mit den verbauten Materialien die Kernkompetenzen des Unternehmens widerspiegeln. Besonderen
Wert legte der Bauherr auch auf eine gute Raumakustik sowie ein ausgewogenes Raumklima ohne Essensgeruchsbelästigung der Mitarbeiter in den angrenzenden Büros. Und schließlich sollte der neu zu erschaffende Bereich eine eigenständige Ästhetik aufweisen, statt dem aktuellen Trend einer Grundtonalität in Weiß, Grau und Schwarz zu folgen.
Gute Raumakustik und eigenständige Ästhetik
Der von einem statisch tragenden Holzstützenskelett geprägte Holz¬bau wird über ein zentrales zweigeschossiges Atrium erschlossen. Während das mittels eines Treppenaufgangs angebundene Obergeschoss sowie mehr als 50 Prozent der Grundfläche des Erdgeschosses weiterhin für Büros genutzt werden, wurde die dort verbleibende Fläche zum Gastronomiebereich umgebaut. Der quadratische Grundriss gliedert sich in eine Küchenzone mit Speisenausgabe, einen L-förmigen Restaurantbereich, eine Lounge, Sanitäranlagen sowie Stehbereiche mit Getränkeautomaten und Garderobe. Inspiriert von japanischen Holzarchitekturen, kleidete Eva Demmelhuber den Gastraum, der an einer Front von raumhohen Fenstern begrenzt wird, mit Lamellen aus gekälkter Eiche aus. Die in der unternehmenseigenen Schreinerei gefertigten Lamellen wurden auf eine perforierte, mit Mineralwolle hinterlegte Trägerplatte aufgebracht, die mit Abstandshaltern an der Decke und den Wänden montiert ist. Somit kann sie ihre raumakustische Wirkung voll entfalten. Die nach dem Entwurf der Architektin hausintern gefertigte Möblierung besteht ebenfalls aus Kalkeiche. Jeweils zwei lange Tische wurden in dem größeren Teil des Gastraums dreiachsig zwischen die mit dem gleichen Holz verkleideten vertikalen und diagonalen Stützen – ein Erbe des Bestandsge-bäudes – gesetzt. Bänke unterstützen die auch mittels der Decken-lamellen in die Tiefe des Raumes führende Linearität und sorgen für ein reduziertes und aufgeräumtes Erscheinungsbild.
Stromschienenstrahler und Lichtlinien sind Teile des Entwurfs
Die Betonung der Raumtiefe war auch bzgl. der Beleuchtung maßgeblich. Bauherr und Architektin, die einer hochwertigen Restaurantbeleuchtung explizit den Vorzug vor einer nüchternen Kantinenbeleuchtung mit flächigem Licht gaben, hatten sich für ein Stromschienenprofil entschieden. Über den Tischen jeweils als Fuge zwischen den Lamellen montiert, nehmen die schwarzen Dreiphasen-Stromschienen justierbare schwarze Boxy Strahler auf und verbinden sich mit diesen zu einem markanten Gestaltungsmerkmal. Das warm-weiße Licht ist komplett auf die Tischoberflächen gerichtet und arbeitet den warmen Ton und die Materialität des Holzes gekonnt heraus; die Personen sitzen außerhalb der Lichtkegel. In den Gangzonen zwischen den Tischen wurden zusätzlich Lichtlinien in die Decke integriert, die einerseits den Boden beleuchten und anderer¬seits den innenarchitektonischen Entwurf unterstützen. Diese ca. sieben Meter langen Lichtlinien wurden mit Femtoline-Profilen realisiert, deren bündige Polycarbonat-Diffusoren die einzelnen LED Licht-punkte zu einer leuchtenden Fläche verbinden und über die gesamte Länge eine homogene Ausleuchtung ohne Schattenbereiche gewährleisten. In der kleineren Gastraumzone wurden ausschließlich Stromschienen mit Boxy-Strahlern in die hier quer montierten Deckenlamellen integriert.
Zugunsten gestalterischer und lichttechnischer Homogenität bei gleichzeitiger Differenzierung werden die Verkehrswege ebenfalls mit Boxy Strahlern beleuchtet. Mit ihren weißen Oberflächen nehmen sie sich hier als Aufbauleuchten an den weißen Decken jedoch sehr stark zurück.
Die Lounge bietet Gelegenheit zum informellen Austausch, der von der Geschäftsführung bei baierl + demmelhuber explizit gewünscht ist. Auch Kunden sind eingeladen, in den mit Samt bezogenen Alkoven oder den bequemen Sesseln in der Raummitte zu verweilen. Seine gedämpfte Atmosphäre erhält der Raum durch eine ausschließliche und zurückhaltende Fugenbeleuchtung im Möbel und im Deckenversprung. In diesen wurde unsichtbar ein Shelfline-Profil mit diffuser Abdeckung integriert, das vor Ort abgelängt und mit LEDflex-Bändern bestückt wurde. Zur Unterstützung des wohnlichen Ambien¬tes ergänzen Gibbo Leuchten die Grundbeleuchtung in der Lounge um dekoratives Licht.
Mit der Lunchbox ist es gelungen, eine warme Restaurant-Atmosphäre mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Hier können die Mitarbeiter – unterstützt von der Lichtcharakteristik – komplett abschalten und die Mittagspause als Erholungsphase nutzen. Formal tragen die markanten Leuchtenkörper das pure und geradlinige Konzept, das die Arbeitsweise und die Kernkompetenzen des Innenausbau-Unternehmens widerspiegelt und somit zur Mitarbeiteridentifikation beiträgt, wesentlich mit.
Text: Petra Lasar