Krammer Haus

Waidhofen an der Ybbs, Autriche
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Architectes
HERTL.ARCHITEKTEN
Lieu
Waidhofen an der Ybbs, Autriche
Année
2006

Das Altstadtdreieck von Waidhofen ist nach Osten vom Ybbsfluss begrenzt, der tief unten der Stadtmauer entlang fließt. An dieser Kante stand das alte Haus, das für Wohnzwecke adaptiert und erweitert werden sollte. Dessen südöstliche Ecke ist mit dem Nachbargebäude verwoben. Ein kleiner Garten ist zwischen Haus und Flusskante eingeschoben, die Ybbs war bisher aus dem Blickfeld genommen.

Das dem winkelförmigen Bestandsgebäude folgende Dach wurde abgetragen und stattdessen ein volles Geschoss neu aufgesetzt. Dieses folgt jedoch nur teilweise dem Erdgeschossgrundriss. Um die ungewollt wirkende Verzahnung mit dem Nachbargebäude zu lösen, weicht der neue Baukörper diesem aus und schmiegt sich an ihm vorbei. An der Straßenseite bündig mit dem Sockelgeschoss beginnend streckt sich das Obergeschoss am anderen Ende zur Ybbs hinaus, bietet dort einen großartigen Ausblick und öffnet sich nach Nordwesten zur Dachterrasse, die durch den nicht überbauten Schenkel des Untergeschosses entsteht. Im auskragenden Teil fällt durch den Sprung des Daches auf ein höheres Niveau zusätzliches Südwestlicht ein.

Das Haus versucht sich im Stadtpanorama einzuordnen. Der massive Sockel des Altbaues ist weiß verputzt. Die kleinen Öffnungen verraten den älteren Ursprung. Der neue Bauteil darüber ist als Dach interpretiert. Attika und Unterkante nehmen die Höhen von Grat und Traufe des unmittelbaren Nachbarhauses auf. Die Fassaden sind mit anthrazitfarbenen Dachschindeln verkleidet, welche als Deckungsmaterial in der Stadt vorherrschen. Sie leiten sich von steilen Mansarden ab.

Der Eingang ist in die Innenecke des Vorplatzes verlegt. Von hier aus gelangt man direkt über eine Treppe ins Obergeschoss, das dem Wohnen dient. Auf Eingangsniveau befinden sich die Kinderzimmer und ein Bad, das ans Flair orientalischer Hamams erinnert. Ein düsterer Raum bietet in der hinteren Nische einen großen Betontrog zum Baden. Zum Schlafzimmer kommt man über die Bibliothek. Sie ist von einer gekrümmten Wand beherrscht, aus deren Perforierungen Licht eindringt. Zwei davon verwenden die kleinen alten Fenster des ehemaligen Stiegenhauses. Die Treppe zum Keller verschwindet unter dieser Wand. Eine tiefe Öffnung ladet zum Hineinlegen und Lesen ein.

Über die Treppe hinauf taucht man im Zentrum des langgestreckten Wohnraumes auf. Er ist nahezu frei von Einbauten gehalten. Die Küche liegt am Wandrücksprung, der von der ausweichenden Geste herrührt, und verschwindet damit visuell in der Feuermauer. Boden und Wände sind vom Zement gefärbt. Estrich, Stahlbeton und zementgebundene Spanplatten nehmen die inneren Oberflächen zurück und verweisen auf die Öffnungen als raumprägende Elemente.

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