Finklerhof in Godramstein | Ideenwettbewerb | 1. Preis
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- Godramstein, Germania
- Team
- Benjamin Czeka M.A., cand. arch. Clara Döhring, cand. arch. Fabian Hoffmann, cand. arch. Tobias Kohlstruck, cand. arch. Patricia Wegener
Grundgedanken und Zielsetzungen:
Behutsamer Umgang mit dem Bestand ist das Motto unseres Entwurfes für die Neugestaltung des Finklerhofs. Ziel ist, das ortbildprägende Hofensemble zu stärken, die vorhandenen Strukturen zu aktivieren und sein Potential für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt - auch in Hinsicht auf ein möglichst barrierefreies Wohnen im Alter - zu nutzen. Durch nachvollziehbare bauliche Interventionen soll die denkmalgeschützte Gebäudeanlage heutigen Raum- und Komfortbedürfnissen gerecht werden.
Um eine angemessene Maßstäblichkeit des Ensembles zu wahren, folgen alle Erweiterungen und Ergänzungen in Kubatur und Dachformen konsequent der Vorgabe der bestehenden Gebäude. Sie sind jedoch in ihrer Fassadengestaltung respektvoll vom Bestand abgesetzt; Alt und Neu bleiben deutlich ablesbar. Die geplanten Erweiterungen nehmen dabei den Charakter der ursprünglichen Nebengebäude auf.
Bauabschnitt 1: Erschließungsbau, Haus 1, 2, 3
Die Analyse des Gebäudebestands ergab, dass die Erschließung und ihre Lage die zentrale Rolle für die geplanten Nutzungen der Häuser 1, 2 - sowie ab Bauabschnitt 2 dann auch für Haus 5 - spielt. Entsprechend wurde die Erschließung und ihre Gestaltung des künftigen Treppenraumes prägend für den Entwurf: Eine Holzkonstruktion mit vertikaler, lichtdurchlässiger Lamellenverkleidung positioniert sich hofseitig zwischen Haus 1 und 2, nimmt dabei leicht zurückversetzt die Fassadenflucht des Eingangsgebäudes auf und fasst das Ensemble zum Hof hin sinnvoll zusammen. Von hier erschließen sich fußläufig oder über den rollstuhlgerechten Aufzug die neu geschaffenen Wohnungen in Haus 1 und das historische Sälchen im Haupthaus sowie die zugeordneten Nebenräume. Insgesamt entstehen im ersten Bauabschnitt sechs neue Wohneinheiten in den Gebäuden 1, 2 und 3.
Bauabschnitt 2: Abbruch und Neuerrichtung Haus 5
Für den folgenden Bauabschnitt ist der Abbruch des Garagengebäudes geplant; der Entwurf sieht die Neuerrichtung eines langgezogenen Wohngebäudes in Holzbauweise entlang der westlichen Grundstücksgrenze vor. Der zugrundeliegende Entwurfsgedanke war die Reihung der Gebäude 1, 2 und des neuen Riegels zu einer L-Form, analog zu der Grundrissform der Gebäude 3 und 4, um so den Hof als Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens locker einzufassen. Ein Abstand zur Außenwand von Haus 1 lässt eine ruhige, interne Hofsituation entstehen; hier kann nach Abriss der Garagen das Atelier sowie das Gästeappartement seinen Platz im EG von Haus 1 finden.
Die Gestaltung des in Abschnitt 1 geschaffenen Erschließungsbaus wurde identitätsstiftend für die Architektur des Neubaus: Die Wohnungen werden über einen vom Haupttreppenraum zugänglichen Laubengang erschlossen, in dessen Außenhaut sich die vertikale Holzlamellenstruktur wiederfindet, die hier zu Klappläden aufgelöst wird. Die vertikale Struktur wird zum teiltransparenten Filter und schafft eine beruhigte Pufferzone zwischen dem gemeinschaftlichen Außenbereich Hof und dem privaten Wohnen.
Nebenräume wie Lagerräume, Technikflächen und Waschraum sind im Kellergeschoss des Neubaus untergebracht.
Bauabschnitt 3: Neuerrichtung Haus 6
Als Erweiterungsoption für die Wohngemeinschaft ist ein Neubau mit sechs Wohneinheiten im südlichen Grundstücksteil vorgesehen. Formal schließt sich das Gebäude an den von Haus 4 nach Süden ausgehenden Riegel mit einem ebenso eingeschossigen, schmalen Gebäudeteil an, um den östlichen Abschluss der Anlage zu definieren. Damit fassen zwei L-Formen den angelegen Garten, das „Forum“, hofartig ein und schaffen einen weiteren gemeinsam nutzbaren, qualitätsvollen Außenraum.
Gestalterisch greift die Fassade des Neubaus die vertikalen Holzlamellen als Verkleidung wieder auf, bei den zum Forum orientierten Loggien der Wohnungen fungieren Klappläden analog zum Laubengang von Haus 5 als Sonnenschutz. Somit sind alle neu errichteten Gebäudeteile durch eine einheitliche Fassadengestaltung als nachträgliche Ergänzung im Gesamtensemble zu erkennen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird zudem bei allen Neubauten auf Holzbauweise gesetzt. Eine Teilunterkellerung nimmt Lagerräume und die Technikflächen des Hauses auf.
Die Grundrisse aller Wohneinheiten sind der hinsichtlich der Altersgruppe der zu erwartenden Bewohnerschaft moderat dimensioniert und weitgehend barrierefrei gestaltet; um dennoch eine bestmögliche Großzügigkeit zu gewährleisten, wurden offene Koch-, Ess- und Wohnbereiche eingeplant, in denen sich auch bei kleineren Wohnungsgrößen ausreichend Raum für ein gemeinschaftliches Miteinander findet.
Die Sommerküche in Haus 3 wie auch der Wein- und Eventkeller in Haus 2 laden die Wohngemeinschaft zu Feierlichkeiten in der Gruppe ein und komplettieren das auf Gemeinschaftlichkeit aufbauende Prinzip des Wohnprojektes Finklerhof.
Auszug aus dem Protokoll der Jury:
"Das städtebauliche Gesamtkonzept wird vom Preisgericht positiv beurteilt und entspricht weitgehend den Zielen einer gemeinschaftlichen Wohnanlage. Ebenso wird der hohe Anteil an barrierefreien Wohnungen gewürdigt, dies entspricht den Vorstellungen des Auslobers. Die räumliche Fassung des Innenhofes durch die neue westliche Grenzbebauung ist überzeugend und verbindet den Bestandsbaukörper mit dem neuen Treppenhaus und dem Neubau. Die Orientierung der neuen Wohnungen zu den beiden Höfen unterstützt den Gemeinschaftsgedanken, die witterungsgeschützten Vorzonen -als Laubengang oder Balkon- bieten Aufenthaltsbereiche mit Bezug zu den gemeinschaftlichen Höfen.
Die gestalterisch dominanten, durch Holzlamellen geprägten Fassaden unterstützen durch ihre Flexibilität und Veränderbarkeit diese Überlegungen zu Privatheit und Öffentlichkeit. Der Durchgang zum Gartenbereich wird verbreitert und räumlich erlebbar mit zusätzlichen neuen Sichtbeziehungen."