Revitalisierung „Bikini“
Berlin, Germania
- Architetti
- Hild und K
- Sede
- Budapester Straße, Berlin, Germania
- Anno
- 2014
- Cliente
- Bayerische Hausbau GmbH
- Team
- Andreas Hild, Dionys Ottl, Matthias Haber, Project Management: BT B („Zoopalast“): Philip Argyrakis BT C („Bikinihaus“): Ulrike Muckermann, Jan Schneidewind, Susanne Welcker BT D („Kleines Hochhaus“) und BT E (Parkhaus): Julia Otte
Die wiedergefundene Leichtigkeit – 2012 haben Hild und K Architekten mit ihrer Berliner Niederlassung unter der Federführung von Dionys Ottl die Revitalisierung von BIKINI BERLIN übernommen. Für die Architekten galt es, den Masterplan von SAQ architects (B) zu überarbeiten, ihn realisierbar zu machen und vor allem mit den Anforderungen des Denkmalschutzes zu verbinden. Die ungewöhnliche Aufgabe bezeichnen die Partner Dionys Ottl, Andreas Hild und Matthias Haber gerne als „Umbau eines nicht gebauten Hauses“. Dass sie dabei in weiten Teilen ihre eigene Handschrift ins Spiel brachten, ist selbstverständlich.
Das denkmalgeschützte Ensemble, bestehend aus dem „Bikinihaus“ gegenüber der Gedächtniskirche, dem „Großen Hochhaus“ am Hardenbergplatz, dem Kino „Zoo Palast“, dem „Kleinen Hochhaus“ und dem Parkhaus am Elefantentor, wurde in den 1950er Jahren von Paul Schwebes und Hans Schozsberger entworfen. Speziell das sogenannte Bikinihaus gilt längst als Ikone des Wiederaufbaus. Als solche avancierte das zum Schluss arg heruntergekommene Gebäude zum Namensgeber und Herzstück des Gesamtprojekts. Die Beschäftigung mit dem „Denkmal“ war ausschlaggebend für das Konzept der architektonischen Kontinuität, das den Umgang mit dieser Bauaufgabe prägt. Erklärtes Ziel war es, die Leichtigkeit der Erbauungszeit wieder spürbar zu machen, mitten im bunten, international geprägten Berlin der 2010er Jahre. In diesem Zuge wurde das ursprüngliche Konzept des Bikini-Hauses mit einer „offenen Etage“ neu interpretiert.
Insgesamt galt der Rekonstruktion der Originalfassaden akribische Sorgfalt: Eine lebhafte Optik ist für das „Bikinihaus“ charakteristisch, das nach der Sanierung Raum für Gastronomie, Handel und Büros bietet. Durch Vor- und Rücksprünge im Stahlbeton und mit variantenreichen Bändern aus filigranen Fenstern und Glasbrüstungen erweckt seine Fassade einen leichten, ja gewebeartigen Eindruck. Die für die 1950er typische zarte Eleganz der Profile und die Original-Farbigkeit in die neue Konstruktion zu übernehmen, war angesichts der heutigen Energieeinsparverordnungen keine unkomplizierte Aufgabe. Allergrößte Sorgfalt wurde auch für die Wiederherstellung der Südfassade des „Kleinen Hochhauses“ aufgewendet, eines ehemaligen Bürogebäudes, das inzwischen ein Design-Hotel beherbergt. Die Suche nach angemessenen Putzsystemen für die Sichtbetonoberflächen an den Schmalseiten, deren lebhafter und von Handarbeit geprägter Charakter nicht verloren gehen sollte, erforderte viel Ausdauer.
Die Historie der Bestandsgebäude setzt sich bis in die Materialität der Neubau-Fassaden hinein fort: Der Umbau erforderte es, eine Reihe von geschichtsträchtigen Konstruktionen und Materialien zu ersetzen, so zum Beispiel die durchgefärbten Glaspaneele der alten Fassaden. Um ein Stück der alten Substanz in den neuen Bauzustand zu retten und damit Kontinuität herzustellen, wurden die Original-Glasflächen des Gebäudes geschreddert und als Zuschlagstoff im Putz der neuen wärmegedämmten Gebäudeteile verwendet. In einer plastisch „gefalteten“ Putzgliederung, deren Elemente sich wie die Volants eines sommerlichen Kleidungsstückes überlagern, führen die alten Baustoffe ein neues Leben. Die Bestandsfassaden setzen sich materiell, in der textilen Anmutung jedoch auch formal fort. Es entstehen Assoziationen, die zwischen der neuen Nutzung und der Geschichte des Gebäudekomplexes vermitteln.
Der Eindruck von Leichtigkeit und Transparenz prägt auch den Innenraum des Erweiterungsbaus für die neuetablierte Concept Mall. Als Leitmetapher der bis zu dreigeschossigen Überbauung des ehemaligen Lieferhofes fungiert das Bild von „der großen Brücke“. Dieser Assoziation entsprechen die Träger aus Stahlfachwerk, die unverkleidet die Optik vor allem der dreigliedrigen Halle im Erdgeschoss bestimmen. Zum benachbarten Zoo hin öffnet sich diese mit einem 4 x 14 m großen Fenster, das den Blick freilässt auf den von Pavianen besetzen „Affenfelsen“. Die Grün-Töne der gesamten Innenraumgestaltung beziehen sich direkt auf diese Nachbarschaft. Mit massiven Eichenbohlen und Holzpflasterparkett, mit roh verbleibendem Stahlbeton und lediglich gewachstem Stahl folgt die Materialwahl maßgeblich dem Wunsch nach „Authentizität“. Mit den sogenannten BikiniBoxes wurde ein bisher einzigartiges modulares System entwickelt: Kleinere temporär nutzbare Ladeneinheiten sind inselartig über die gesamte Halle verteilt und stehen für experimentelle Konzepte zur Verfügung. Die mögliche Mietdauer beträgt drei bis maximal zwölf Monate.
In Fortsetzung des Breitscheidplatzes laufen die Beläge von Platz und Gehwegen bis ins Innere weiter. Und wieder wurden die alten Platten als Zugschlagstoff für die „gefalteten“ Putzbänder, die hier wiederaufgenommen werden, verwendet. Wie der Innenraum, so wird auch das Dach der Concept Mall zum verbindenden Glied zwischen Breitscheidplatz und Zoo. Als öffentlich begehbare Terrasse mit 7.700 m2 Fläche wird dieses im Ringschluss mit der tribünenartigen Freitreppe im Innenraum über eine große Freitreppe auf dem Vorplatz an der Budapester Straße erschlossen. Von fast 10 m Höhe aus bietet sich eine einmalige Aussicht auf die tierischen Nachbarn.
Mit der Wiedereröffnung von BIKINI BERLIN am 3. April 2014 erhält die City West eines ihrer Wahrzeichen zurück.
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