Bauernhausmuseum Ammerang

Ammerang, Duitsland
Urban Design | The Didactic Path
Drawing © Becker Architects Planners BDA
Building The Bridge
Drawing © Becker Architects Planners BDA
Scale Mediator
Drawing © Becker Architects Planners BDA
Serving Spatial Structure
Drawing © Becker Architects Planners BDA
The Simple Building
Drawing © Becker Architects Planners BDA
The Variable Space
Visualization © Becker Architects Planners BDA
The Variable Space
Visualization © Becker Architects Planners BDA
The Variable Space
Visualization © Becker Architects Planners BDA
Architecten
Becker Architekten Stadtplaner BDA
Locatie
Ammerang, Duitsland
Jaar
2021
Klant
Bezirk Oberbayern
Team
Michael Becker, Roland Schafroth
Tragwerksplanung
Merz, Kley, Partner GmbH
Bauphysik
Müller BBM GmbH
BGF
1.298 m2
BRI
7.194 m3
Wettbewerb
Sonderpreis

Das Bauernhausmuseum Ammerang wird um ein Ausstellungs– sowie ein Vermittlungsgebäude erweitert. Dadurch soll die Vermittlungsarbeit im Museum eine deutliche Stärkung erfahren. Vorträge, Aktivprogramme und hochwertige Sonderausstellungen sollen künftig, neben der großen Sammlung an Exponatgebäuden, Besucher für die Geschichte und Tradition sensibilisieren, gleichzeitig aber auch zeitgenössische Fragestellungen thematisieren. Den neuen Räumen kommt, ähnlich dem Eingangsgebäude, eine Sonderstellung im Areal zu. Sie sind nicht Teil der städtebaulichen gesetzten Exponate, sondern erweitern diese als „dienende Raumstruktur“.

Die Exponate respektieren | Basierend auf dieser Sichtweise wird auf eine Trennung der Raumvolumina verzichtet. Vielmehr werden die Raumbereiche Ausstellung und Vermittlung unter einem gemeinsamen Dach konzen- triert, von den eigentlichen Exponatgebäuden abgerückt und dessen Freistellung bewusst beibe- halten. Die bestehenden Blick- sowie Raumbeziehungen der Exponate zueinander bleiben somit erhalten. Auf die Erweiterung des Bartlhofs wird, entgegen der Auslobung, aus vorgenannten Gründen, verzichtet. In der Konsequenz sind Sonderausstellungen, die den thematischen Kontext auch bewusst zeitgenössisch interpretieren sollen, somit nicht im Exponat selbst verortet. Das neue Gebäude platziert sich im westlichen Teil des Areals, in dem eine deutlich verringerte Dichte von Exponaten anzutreffen ist. Vom östlichen Museumsgelände, dem Raumbereich mit der höchsten Dichte an Exponaten, kommend, präsentiert sich das Ausstellungsgebäude giebelständig und ordnet sich in seiner Maßstäblichkeit den Exponatgebäuden unter. Mit dem Durchschreiten der städtebaulichen Engstelle zwischen Wagnerhäusl und Häuslmannhof und somit „Eintritt“ ins westliche Areal wandelt sich die Wahrnehmung des Ausstellungsgebäudes in einer dramaturgi- schen Steigerung von der Giebel- zur Traufständigkeit, einhergehend mit einem bewussten Maß- stabssprung. Fortan ist das Gebäude als langer, in der Weide schwimmender Baukörper wahrnehmbar und somit die Lesbarkeit der Funktion als Ausstellungsgebäude und dessen Sonderrolle klar gegeben.

Der didaktische Weg | Durch die Lage am „Ende“ des Areals ergibt sich ein deutlich artikulierter Wendepunkt der Durch- wegung durch das Areal. Als Brückenschlag über den Weg, analog des Brückenschlages des Ein- gangsgebäudes über den Bach, ergibt sich eine baulich präzise formulierte Gesamtlogik (Anfang- spunkt – Eingangsgebäude; Wendepunkt – Ausstellungs- und Vermittlungsgebäude; Endpunkt – Eingangsgebäude) der Sonderstrukturen, die durch das Areal leiten. Ein didaktischer Rundweg (erfahren, erlernen, reflektieren, verifizieren) entsteht, bei dem zu Beginn die Exponatgebäude und deren Ausstrahlung am Objekt selbst erfahren werden können. Im Ausstellungsgebäude wird durch die Vermittlung der Sonderausstellungen die Sichtweise geweitet. Anschließend erhält der Besucher über den gedeckten Außenbereich des Ausstellungsgebäudes einen gezielten Rückblick auf die Exponatgebäude und kann thematische Analogien oder Kontraste wahrnehmen, bevor sich ihm dann auf dem „Rückweg“ die Möglichkeit bietet, Erlerntes, Gedanken oder Eindrücke zu verifizieren.

Das „einfache“ Gebäude | Dem Selbstverständnis eines „dienenden“ Gebäudes folgend, artikuliert sich der Baukörper als „einfaches“ Gebäude, dessen Erscheinung sich neben der städtebaulichen Komponente über die funktionalen sowie raumklimatischen Anforderungen erklärt. Die Entwurfshaltung referenziert damit auf traditionelle bäuerliche Bauten, deren Ästhetik sich, neben repräsentativen Aspekten, oftmals aus funktionalen Überlegungen speiste. Große Vordächer und überdeckte Bereich sind prägend und dienen der Verschattung der Außenwände sowie Öffnungen. Die unter dem großen Dach liegenden Raumkörper werden aus einer Kombination von Dämmbeton für die Wände und Dach sowie speicherfähigem Beton für Boden und Decken erstellt, um die größtmögliche Speichermasse und damit, im Zusammenspiel mit den Vordächern, ein stabiles Raumklima im Sommer gewährleisten zu können. Eine lange, schmale Grundform führt, aufgrund der wiederkehrenden, identischen Konstruktionselemente und geringerer Spannweiten, zu einer gesteigerten konstruktiven Effizienz und damit Wirtschaftlichkeit. Es ergibt sich eine reduzierte, funktionale Erscheinung, die die Exponatgebäude gezielt kontrastiert, damit wiederum die Sonderrolle des Gebäudes unterstreicht und gleichzeitig ihrerseits gezielt Anklänge an den Materialduktus des landwirtschaftichen Bauens des 21. Jahrhunderts sucht.

Maximale Variabilität | Innenräumlich ist der Baukörper als Raumsystem mit zwei Großräumen konzipiert, welche durch den gedeckten, den Rundweg übergreifenden Vorbereich in Beziehung zueinander gesetzt werden. Über Schienen verschiebbare „Raumtafeln“ die gliedern, unterteilen und die Raumqualität gezielt steuern, lassen sich die Großräume den Nutzungs- und Ausstellungskonzepten optimal anpassen. Neben der raumbildenden Funktion dienen diese Raumtafeln des Weiteren als großflächige Akus- tikelemente, sowie Träger der Exponate. Durch das Zusammenspiel der Konzentration der Nutzungen einerseits und des identischen Grund- prinzips der Räume andererseits ergibt sich eine maximale Flexibilität in der Nutzung. So ist ein Tauschen, Kombinieren oder Ersetzen der Nutzungen problemlos möglich. Beispielsweise lässt sich zeitweise der Vermittlungsbereich dem Ausstellungsbereich zuschlagen, sollte für die Vernissage einer Ausstellung ein zusätzlicher Raum für Vorträge des Rahmenprogramms benötigt werden. Auch kann in den Wintermonaten gezielt zwischen Aufarbeitung der Exponate und Vorbereitung der Ausstellung unterschieden oder der Ausstellungsraum in ausstellungsfreien Zeiten für Vermittlungszwecke oder Workshops mit einer großen Anzahl an Besuchern genutzt werden. Die dienenden Räume werden, soweit sinnvoll, gebündelt und im Untergeschoss angeboten, wodurch sich auch infrastrukturell weitere Synergieeffekte ergeben. Gleichzeitig dient das Untergeschoss als thermisch geschützter Übergang, lässt sich bei Bedarf aber auch den einzelnen Gebäudeteilen zuschlagen.

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