Photo © Roger Frei
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Wohnbau Malzturm

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Jaar
2008
Klant
PSP Properties AG
Team
Thomas Schregenberger GmbH, Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Stefan Schüpbach, Dominic Schmid
Partner
Büro für Bauökonomie AG / Karl Steiner AG

PLANUNGSGESCHICHTE
Im November 1996 stellte die Brauerei Hürlimann nach 160 jähriger Tätigkeit in Zürich-Enge ihren Betrieb ein. Was übrig blieb war eine grosse, innerstädtische Industriebrache an attraktiver, zentraler Lage mit einem hervorragenden Entwicklungspotenzial. Um die Liegenschaft einer neuen Nutzung zuführen zu können, organisierten die Behörden der Stadt Zürich zusammen mit den Besitzern ein kooperatives Planungsverfahren, das zu einem städtebaulichen Konzept und im Jahre 2000 zu einem privaten Gestaltungsplan führte. Parallel dazu wurden die Belange der Denkmalpflege in einem verwaltungsrechtlichen Schutzvertrag geregelt. Auf der Basis von Gestaltungsplan und Schutzvertrag wurde seither die Umnutzung und Erneuerung des ehemaligen Hürlimann Areals zügig vorangetrieben. Als letzte Bauetappe sollte die so genannte „Berganlage" mit zwei Ersatzbauten komplettiert werden. Nachdem das Baukollegium der Stadt Zürich die Bewilligung eines ersten Entwurfs verweigert hatte, veranstaltete 2004 die damalige Besitzerin des Areals mit Unterstützung des Amtes für Städtebau der Stadt Zürich einen Studienauftrag, um Vorschläge für Ersatzbauten von Malzsilo und Gärtankanlage und den Umbau der neu zu nutzenden Berganlage zu erhalten. Aus dem anonym durchgeführten Studienauftrag unter sechs Architekten ging schliesslich das nun realisierte Projekt des Architekturbüros Thomas Schregenberger als Sieger hervor.

STÄDTEBAU
Die Berganlage der ehemaligen Brauerei Hürlimann ist von weitem gut sichtbar und von grosser städtebaulicher Bedeutung. Markante Baukörper erheben sich über die bewaldete Moränekante, einem Landschaftselement, welches die Sihl vom Zimmerberg her bis in die Innenstadt hinein begleitet. Über dem steil abfallenden, westlichen Teil der Moränekante steht die äussere Berganlage, ein Gebäudeensemble mit Gärtankanlage, Kesselhaus und Malzturm. Zwei gegenläufige, landschaftliche Bewegungen - die steilabfallende, bewaldete Hangkante im Westen und die in zwei Windungen von der Brandschenkestrasse hinaufführende Bergstrasse im Osten - prägen die städtebauliche Situation. Während die Gärtankanlage die Bewaldung des westlichen Hügelrückens stoppt und zwischen Berganlage und der Stadt vermittelt, markiert der Malzturm den Endpunkt der sich emporwindenden Bergstrasse. Die städtebaulichen Funktionen der beiden Ersatzbauten könnten somit unterschiedlicher nicht sein. Das Bürogebäude DL4 (ehemalige Gärtankanlage) nimmt eine dynamisch vermittelnde Rolle ein, der Malzturm dagegen ist markanter, statischer Schlusspunkt. Nebst den offensichtlichen Unterschieden der beiden Bauten gibt es aber auch Gemeinsamkeiten. Beide Ersatzbauten bestehen aus zwei verschiedenen übereinander gelagerten Baukörpern. Damit übernehmen sie ein markantes Element der bestehenden Anlage, binden die drei Frontbauten zu einem Ganzen zusammen und verweisen auf die im Industriebau übliche Art des Weiterbauens.

ERSATZBAU MALZTURM
Der Malzturm ist das oberste Element der westlichen Gebäudesilhouette, ein monolithischer Baukörper, der die äussere Berganlage abschliesst. Seine Kantigkeit und seine feingliedrige, vertikale Fassadenstruktur sollen an den geschlossenen, monolithischen Silobau erinnern, den er ersetzt. Mit der Fassadengliederung und der Farb- und Materialwahl übernimmt der Neubau markante Eigenschaften des ehemaligen Silobaus. Der Neubau umfasst sieben Obergeschosse, welche durch eine „Taille" in zwei unterschiedlich grosse Gebäudehälften geteilt sind. Im oberen Gebäudeteil sind Geschosswohnungen in unterschiedlicher Grösse untergebracht. Die unteren drei Geschosse beinhalten Lofts und Maisonettewohnungen. In den zwei Untergeschossen befinden sich die Wohnungskeller und eine zweigeschossige Tiefgarage für 30 Parkplätze. Sie wird über einen Autolift erschlossen. Die Statik des Gebäudes ist klar und einfach organisiert. Fassade sowie Kern des Gebäudes sind tragend, der Raum dazwischen frei unterteilbar. Diese einfache Gebäudestruktur bildet die nötige bauliche Flexibilität für die vielfältigen Ausbauwünsche der Wohneigentümer. Sie wird durch die Lage der Haustechnik im Gebäudekern noch unterstützt. Die vertikal gegliederten Fassaden des Gebäudes bestehen aus gelblich eingefärbten Sichtbetonbändern und dazwischen liegenden bronzenfarbenen Metallfenstern. Die Betonfassaden sind tragend und innenisoliert, die Fensterfronten grossflächig und geschosshoch. Sie bringen viel Licht in die ohnehin schon hohen, grosszügigen Wohnungen. Für die Wohnräume sind helle Wände, dunkle, schwere Parkettböden und leichte, verschiebbare Holzfronten im Kernbereich vorgesehen. Das über die ganze Höhe offene, in der Gebäudetaille aber um einen Lauf verschobene Treppenhaus ist wie die Aussenfassade aus Sichtbeton gestaltet und mit bronzefarbenen Metalltafeln verkleidet. Vertikal montierte Lichtstreifen rhythmisieren die innere Fassade und lassen den Raum in seiner gesamten Höhe erfahrbar werden.

ERSATZBAU BÜROGEBÄUDE DL4
Das Bürogebäude DL4 ist zusammen mit dem Malzturm und dem denkmalgeschützten Kesselhaus Teil der äusseren Berganlage. Sein Volumen zeichnet im Wesentlichen die ehemalige Gärtankanlage nach, die es ersetzt. Im Gegensatz zum vertikal gegliederten, statisch wirkenden Malzturm ist sein Grundriss dynamisch und seine Fassade horizontal gegliedert. Gemeinsam sind den beiden Bauten die in der Horizontale zweigeteilten Baukörper. Das DL4 ist in die Moränekante hineingebaut und umfasst sieben Geschosse, vier dreiseitig verglaste, offene Obergeschosse, zwei in den Hang hineingebaute, zweiseitig belichtete Sockelgeschosse und ein Untergeschoss. Das Gebäude ist klar und einfach strukturiert. Die geschlossene Südfassade, der Erschliessungskern und die freistehenden Stützen sind tragend. Stützen und Kern sind so angeordnet, dass eine möglichst hohe Grundrissflexibilität entsteht. In den oberen Geschossen sind entlang der Ostfassade Zellenbüros vorgesehen, entlang der Westfassade eher offen gegliederte Büroflächen. Die Büroräumlichkeiten wurden im Edelrohbau vermietet und von den heutigen Benutzern individuell ausgebaut. Der Erschliessungskern wird aus drei farbig lasierten Betonkörpern gebildet. Ein grosszügiger Eingangsbereich gibt dem Gebäude das nötige Gewicht. Die horizontal gegliederte, vorgehängte Fassade mit tiefen Brüstungsbändern und Alu-eloxierten Metallfenstern wirkt offen und elegant. Bis auf die Arbeitsfläche hinunterreichende Fensterfronten ermöglichen einen attraktiven Ausblick auf die Bergstrasse im Osten und die Sihl mit der Parkanlage Sihlhölzli im Norden und Westen.

LIFTTURM
Eine neue Liftanlage verbindet die Berganlage mit dem 15 Meter tiefer gelegenen Sihltal und der S-Bahnstation Giesshübel. Sie besteht aus einem weitgespannten Steg und einem Turm. Diese beiden Elemente, in Beton gegossen, betonen den skulpturalen Charakter der Anlage und zeichnen die Choreographie der Verbindung nach.

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