Photo © Lukas Schaller
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zubau am weingut edlinger

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Ano
2016

Wer es mit Weinbauern und entsprechenden Bäuerinnen zu tun bekommt, muss mit allem rechnen. Kein Zeitpunkt, in dem nicht getestet, erprobt und überprüft wird. Kein Sinnesorgan, das nicht überprüft und bewertet. Auge, Nase, Zunge, Mund - nichts bleibt untätig, und in kniffligen Quer- oder Blindverkostungen werden Entsprechungen, Differenzen, Vergleichbarkeiten bewertet. Und je erfolgreicher so eine Weinbäuerin samt Bauer, desto kritischer und unbestechlicher deren Analysen und Urteile.
Bei so viel kritischem Bewusstsein ist es allein schon eine große Auszeichnung, für solche Autoritäten überhaupt
etwas machen zu dürfen.
Wobei natürlich weder Architektin noch Architekt den Fehler machen sollte, den permanenten Prüfungsmodus
der Auftraggeber zu vergessen. Es erscheint nämlich nur folgerichtig, dass bei der Beurteilung des fertigen
Werkes neben den önologisch höchst sensiblen auch alle weiteren zur Verfügung stehenden Sinne zum Einsatz kommen.
Lebhaft stelle ich mir vor, wie Bauherr und Baufrau die Dimensionen ihres neu geschaffenen Domizils abgehen
und bewerten. Wie sie die Verhältnismäßigkeit des an dieser Stelle gestandenen alten Schuppens mit dem neuen Eigenheim – gedacht als ihr persönlicher Rückzugsort – beurteilen. Wie sie das Haus von allen Seiten und Richtungen in Angriff nehmen, wie sie die Qualität der Verarbeitung und alle erwünschten Aus- und Einblicke in allen erdenklichen Quer-, Längs- und Vertikalerprobungen überprüfen und begutachten.
Und schlussendlich dann womöglich auch noch der Test aller Tests, die Blindbegehung: Vom Innenhof die Treppe hinauf, durch den Wohnbereich mit Küche und großer Tafel, weiter in den Schlafbereich, ins Bad, dann noch höher hinauf auf die beiden Terrassen und – die frische Luft aus den umliegenden Weingärten in die Lungen ziehend – hinein in die Sauna, dann wieder zurück und noch einmal alles von oben nach unten. Wo stockt es? wo sind Hürden? wo gar Barrieren? wo riecht es wie und warum? wie strömt es? wie betastet es sich? und unzählige weitere Kriterien, an die unsereiner nicht im Traume denkt.
Danach die Auswertung und Punktevergabe – exakt genauso, wie sie es bei einer Weinverkostung gewohnt sind.
Das Ergebnis dieser hausinternen Testung ist dem Schreiber dieser Zeilen leider nicht bekannt und kann so auch nicht veröffentlicht werden. Bekannt sind jedoch zwei Bewertungen der offiziellen Landesstellen, die der Architektur zwei nicht zu verachtende Auszeichnungen verliehen haben: Den Preis für vorbildliches Bauen
in NÖ und den niederösterreichischen Baupreis.

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